Bedeutung einer Familienchronik

 

Die heutige Zeit ist sehr schnelllebig und die Daten über die Familie gehen mit dem Tot des Familienmitgliedes verloren. Deshalb ist es sehr wichtig alle Daten aufzuschreiben um sie der Nachwelt zu erhalten.

 

Informationen über unsere Altvorderen können wir nur aus alten Dokumenten und Kirchenbücher entnehmen. Die Hinweise sind aber Teilweise sehr Lückenhaft. Es ist sehr wichtig die alten Auskünfte in die richtigen historischen Hintergründe einzuordnen. Deshalb wird in dieser Chronik auch auf die Geschichte der Kirchenbücher, die Geschichte Böhmens und über die Orte wo unsere Vorfahren wohnten, berichtet.

 

Man muss sich aber davon trennen das Kirchenbücher die Geschichte der Familien aufzeichnet. Kirchenbücher sind das Arbeitsinstrument der Pfarrer. Hat eine Person in ein anderes Kirchspiel geheiratet oder ist umgezogen, hat er sich nicht bei seinem alten Pfarrer abgemeldet. Damit wird es schwer diese Personen zu finden. Besonders Frauen, die nach der Heirat noch ihren Namen geändert haben, sind teilweise nicht mehr auffindbar. Durch diese Praxis sind Vorfahren verschwunden und keiner weiß wohin.

 

Bei unseren direkten Vorfahren, gab es auch ein Problem. Im Kirchenbuch von Schirgiswalde steht, das ein Johann Zacharias Pacher aus Kaiserswalde nach Schirgiswalde geheiratet hat. Sein Vater hieß Zacharias Pacher. In Kaiserswalde gibt es aber keinen Johann Zacharias Pacher. Nach einigen Recherchen wurde festgestellt, der Zacharias Pacher ist in Kaiserswalde geboren und gestorben.  Auch seine 2. Ehe wurde in Kaiserswalde geschlossen. Wo seine erste Ehe geschlossen wurde ist nicht nachweisbar. Sein Sohn Johann Zacharias wurde in der ersten Ehe geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau kehrte er mit seinem Sohn nach Kaiserswalde zurück. Der Sohn wurde nicht in Kaiserswalde geboren, er hat in Schirgiswalde geheiratet und ist in Schirgiswalde gestorben. Damit taucht er in keinem Kirchenbuch von Kaiserswalde auf.

 

Die Familie Pacher hat etwas Glück. Unsere Vorfahren waren sehr „Bodenständig“. Sie sind von Kaiserswalde (Böhmen) nach Schirgiswalde (Oberlausitz) und von dort nach Chemnitz (Sachsen) gezogen.

 

Diese Chronik wurde im                                                                                      Die Durchsuchung der                                                    

Jahr 2012 / 2013 von                                                                                            Kirchenbücher erfolgte

Manfred Pacher erstellt.                                                                                       gemeinsam mit meinem

                                                                                                                                 Bruder Henry Pacher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bedeutung von Namen

 

Bacher          Wohnstättenname, für jemanden der an einem Bach wohnt.

Herkunftsname zu einem der häufigen Orte Bach oder Bachern

Pacher          Das ist die bayrische Schreibweise von Bacher

 

Greulich        Herkunftsnamen nach dem niederschlesische Dorf Greulich im Landkreis Bunzlau, das heute den polnischen Ortsnamen Grodzanowice trägt.

Herkunftsname nach der ostböhmischen Wallfahrtsstätte der Stadt Grulich. Grulich heißt heute auf Tschechisch Králiky.

 

 

 

 

 

 

 

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Kirchenbücher (Matrikel)

 

Es ist sehr interessant zu erforschen wo meine Familie herkommt. Was hat sie in der Vergangenheit gemacht und wie ist die Verbindung zu Heute.

Um diese Daten zu erhalten braucht man zwei Wege. Für die Daten aus der heutigen Zeit muss man Eltern, Großeltern und andere Verwandte befragen.

Für die längst vergangene Zeit muss man die alten Kirchenbücher befragen.

Es gibt zwar Kirchenbücher die bis in das 14. Jahrhundert zurückgehen. Das ist

aber die Ausnahme. Auf der 24. Sitzung des Konzils von Trient, am

11. November 1563, wurde das „Tametsi-Dekret“ über die Verbesserung der Ehe beschlossen.

Taufbuch

Um die Nachvollziehbarkeit für die geistige Verwandtschaft besser gewähren zu können, wurde bestimmt, dass fortan bei der Taufe nur noch ein Taufpate / -patin oder maximal ein Taufpate und eine Taufpatin zugelassen sind. Im gleichen

Abschnitt wird auch die Führung der Taufmatrikel angeordnet. Am Anfang stand in

den Taufbüchern nur das Taufdatum aber nicht das Geburtsdatum. Im Großen und

Ganzen kann man aber davon ausgehen, dass am Tag der Geburt auch getauft

wurde. In Späteren Jahren wurden beide Daten aufgeschrieben.

Der Eintrag in das Taufbuch erfolgte in der Kirche wo die Taufe durchgeführt wurde.

Wenn ein Kind nicht in einer rechtmäßigen Ehe geboren wurde, wurde nur der Elternteil aufgeführt, der bekannt ist. Jeder Anschein von Schande muss vermieden werden. Sollten keine Eltern feststehen, wird eingetragen „Eltern nicht bekannt“. Bei einem ausgesetzten Kind wird eingetragen, wo und von wem das Kind gefunden wurde und wie alt es wahrscheinlich ist. Da man nicht wusste ob das Kind schon getauft ist, wurde „sub conditione“ eingetragen. Die Taufe erfolgte in der Kirche. Bestand die Gefahr das das Kind gleich nach der Geburt stirbt, erfolgte zu Hause eine Nottaufe.

Trauungsbuch

Auch die Führung des Traumatrikel wurde auf dieser Sitzung beschlossen. In diesem Buch mussten die Namen der Ehegatten und der Zeugen aufgeführt sein. Es ist erstaunlich, dass es keine Anweisung gab, die Eltern der Eheleute zu nennen. Anscheinend hatte man keinen Zweifel, dass es unproblematisch sei, die Grade der Blutsverwandtschaft zurückzuverfolgen.

Später wurden noch die Väter von Braut und Bräutigam aufgeführt. Auch der Beruf und die Hausnummer sind teilweise vermerkt. In manchen Fällen ist auch der Geburtsort aufgeführt. Steht vor einem Elternteil das Wort „weyl“ ist dieser zum Zeitpunkt schon tot.

Im Trauungseintrag steht, dass an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen die Proklamation erfolgte. Hat ein Wittwer oder eine Witwe wieder geheiratet wurde das vor dem Namen vermerkt. Bei Witwen und Witwern wurden meistens keine Eltern aufgeführt. 

Der Eintrag in das Trauungsbuch erfolgte in der Kirche wo die Trauung durchgeführt wurde.

Sterbebuch

Das Tauf- und Trauungsbuch war seit dem Konzil von Trient Pflicht. Ein Sterbebuch war gewünscht, aber nicht Pflicht. Im Sterbebuch wurde der Tag der Beerdigung eingetragen. Die Erwähnung des Sterbedatums wurde erst später eingeführt. Teilweise wurde auch die Todesursache aufgeführt. In den Anfangsjahren wurde bei Kindern nicht der Name erwähnt. Es stand nur im Sterbebuch „ Am … ist ein Kind des ….. im Alter von 3 Jahren gestorben. Der Eintrag in das Sterbebuch erfolgte in der Kirche wo die Beerdigung durchgeführt wurde.

 

Kaiser Joseph II. verfügte am 20. Februar 1784 wie in Österreich – Ungarn die Kirchenbücher zu führen sind. Die Form der drei Bücher wurde vorgeschrieben. Außerdem sollen zwei Listen mit Jahresübersichten geführt werden. Diese Listen wurden für die Erfassung von Soldaten gebraucht.

 

Im Königreich Böhmen übten die Pfarrer oder Schreiber mehr oder weniger sorgfältig die Pflicht zum Führen der Bücher aus.

Im Zuge der Gegenreformation (1620) wurden sämtliche evangelische Kirchenbücher verschleppt oder vernichtet. Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, als Gottesdienste im Niederland (nördliches Böhmen) ausschließlich nur katholische Pfarrer ausüben durften, begann man mit regelmäßigen, meist aber spärlichen Einträgen.

 

Die wenigsten Bürger konnten lesen und schreiben. Deshalb war es vom Pfarrer oder Schreiber abhängig wie die Namen geschrieben wurden. Bis ca. 1700 wurde unser Name nicht Pacher sondern Bacher geschrieben. In manchen Kirchenbüchern steht im Trauungsbuch der Name Bacher, aber in den Taufbüchern Pacher. Es ist aber davon auszugehen, dass es die gleiche Person ist.

 

Personenstandsregister bzw. Standesamtsregister

Seit dem 1. Januar 1876 wurden auf Grund eines Reichsgesetzes die Personenstandsregister bzw. Standesamtregister eingeführt. Damit wurden die Kirchenbücher als amtliche Dokumente abgelöst. Das Geburts-, Heirats- und Sterberegister musste die seit dem 6. Februar 1875 bestellten Standesbeamten führen.

In Österreich hatten die Religionsgemeinschaften diese Aufgabe noch bis zum 1. Januar 1939 inne.

Die Personenstandsregister sind für Familienforscher nicht frei einsehbar. Um Auskünfte aus den Personenstandsregistern erhalten zu können, muss man ein rechtliches Interesse und/oder direkte Abstammung von der Person, zu der man Auskünfte erhalten möchte, nachweisen.

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Geschichte Böhmens

 

9 v. Chr. wandern die germanischen Markomannen nach Boiohaemum d. h. Heimat der Bojer, ein und errichten ein großes germanisches Reich unter ihrem Könige Marbod. Sie verdrängen die keltischen Bojer, deren Siedlungsgebiet, Boiohaemum, sich aber nicht mit dem heutigen Böhmen deckt, sondern bis zur Donau reicht. In Mittel- und Nordböhmen siedeln germanische Hermunduren ( Thüringer ). - Schlesien erhält seinen Namen von den Silingen, einem Volke der suebischen Wandalen.

400-500 Die germanische Bevölkerung Böhmens nimmt ab. Die Markomannen ziehen als "Baiwaren", " Bajuwaren "( d.h. Männer aus Baihaim nach Bayern.

500-600 Wandern slawische Stämme als Knechte, als Sklaven der Awaren (Türken) in die von den teilweise von Germanen verlassenen Räumen ein. Ein Teil der germanischen Bevölkerung ist zurückgeblieben.

623 befreit der fränkische Kaufmann Samo die slawische Stämme aus der Knechtschaft der Awaren und errichtete als König das erste slawische Reich, dessen Mittelpunkt wahrscheinlich Böhmen ist und das sich bis zu den Alpen erstreckt.

805 macht Karl der Große Böhmen und Mähren tributpflichtig, nachdem er die awarische Gefahr durch mehrere Kriegszüge beseitigt hat. Der Name Karls wird zur Bezeichnung für den König bei Tschechen und Polen ( Kral, Krol = König ).

845 14 böhmische Fürsten lassen sich in Regensburg am Hofe des deutschen Königs taufen.

895 Nach dem Zerfall des Großmährischen Reiches, dessen Begründer Rastislaw das Land durch die aus Byzanz gerufenen Missionare Cyrill und Method an den Osten binden wollte, gehen zum ersten Mal böhmische Fürsten, darunter der Premyslide Spitignew, freiwillig auf den Reichstag nach Regensburg, um bei König Arnulf um Wiederaufnahme in das Deutsche Reich zu bitten. Die Entscheidung für den Westen ist gefallen.

929 ermordete der Premyslide Bleslaw seinen Bruder, den regierenden Tschechenherzog Wenzel, wegen dessen Freundschaft zum Deutschen Reiche und zu dem von deutschen Priestern verkündeten und vertretenen Christentum. Der deutsche König Heinrich der I. erscheint daher vor Prag, um den Aufstand der heidnischen Nationalpartei niederzuwerfen.

950 erst erkennt Herzog Boleslaw der Grausame die deutsche Lehenshoheit an und leistete Heeresfolge, so in der Schlacht auf dem Lechfeld 955.

995 beenden die Premysliden, das Herzogsgeschlecht des um Prag siedelnden Stammes der Tschechen, die politische Einigung ganz Böhmens durch die Ausrottung des Geschlechts der Slawnike.

973 Gründung des Prager Bistums. Sie ist ein besonderes Verdienst des hl. Wolfgang, Bischofs von Regensburg. Böhmen wird aus dem Verband von Regensburg gelöst und dem Erzbistum Mainz untergeordnet.

1004 Kaiser Heinrich II. vertreibt den polnischen Herzog Boleslaw Chrobry, der Böhmen, Mähren und Schlesien erobert hatte. Böhmen wird ein deutscher Lehensstaat. Die böhmischen Herzöge sind zum Besuch der Hoftage und zur Heerfahrt verpflichtet.

1030 entreißt der böhmische Herzogssohn Bretislaw den Polen Mähren, um es mit Böhmen zu vereinigen und beide Länder vom Deutschen Reich als Lehen zu empfangen.

1034-1055 Herzog Bretislaw, der sich nach der Eroberung Polens unabhängig machen wollte, wird vom deutschen König Heinrich III. zur Anerkennung der deutschen Lehenshoheit aufgefordert.

1085 verleiht Kaiser Heinrich IV. dem Herzog Wratislaw als Belohnung für treue Dienste den Titel eines Königs, Krönung ist in Mainz.

1158 Herzog Wladislaw II. (1140-1173) erhält für seine Treue von Kaiser Friedrich Barbarossa die Königskrone auf dem Reichstag zu Regensburg.

1173-1178 Herzog Sobieslaw II. stellt den Deutschen, die im Suburbium von Prag wohnen, einen "Schutzbrief " aus: ............ich will, dass diese Deutschen, wie sie durch ihre Abstammung von den Böhmen verschieden sind, so auch durch ihr Gesetz und ihr herkömmliches Recht sich von diesen unterscheiden. ............wie sie schon seit der Zeit meines Großvaters des Königs erfreute.

Wer es aber vielleicht wagen sollte unsere Zugeständnisse zu verletzen in dem er die vorgenannten Deutschen über das festgesetzte Recht hinaus stark belastet, der soll wissen, dass er wie ein Verbrecher an der Königlichen Majestät bestraft wird und Außerdem den Fluch des Allmächtigen Gottes in die Ewigkeit zu tragen haben wird ". 

1198 Herzog Premysl Ottokar I. erhält vom Staufen Philipp die erbliche Königswürde.

1212 Kaiser Friedrich II. bestätigt durch die goldene Bulle die Verleihung der erblichen Königswürde. Die böhmischen Fürsten sind zur Stellung von 300 Mann zum Römerzug verpflichtet.

1215 erhält der Johanniter-Orden in Mähren vom Marktgrafen Wladislaw Heinrich das Recht, auf allen seinen Besitzungen Kolonisten nach dem festen Recht der Deutschen anzusiedeln.

1230-1253 König Wenzel I. bestätigt den Schutzbrief der Prager Deutschen.

1253-1278 König Pemysl Ottokar II,beruft deutsche Handwerker und Bauern , um durch Gründung deutscher Städte eine gediegene wirtschaftliche Grundlage für die königliche Macht zu sichern. Das deutsches Rittertum stellt die Beamtenschaft des Königs. Da er sich aber vom tschechischen Adel für eine Politik gegen die Einigung des Deutschen Reiches gewinnen lässt, wird er von König Rudolf I. von Habsburg am 26. August 1278 auf dem Marchfelde geschlagen.

1322 König Johann erwirbt von Ludwig dem Bayern das Gebiet von Eger als Pfand.

1335 löst König Johann ganz Schlesien von Polen ab und verbindet es mit Böhmen.

1367 Tschechische Unruhen gegen deutsche Studenten in Prag. Karl der IV. lehnt die Forderung der Tschechen , die deutschen Studenten auszuweisen, mit der Begründung ab, er wolle, dass in Prag Deutsche und Tschechen wohnen.

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1419 Sturm der Hussiten auf das Neustädter Rathaus, wo aufrührerische Anhänger gefangen gehalten werden. Die Ratsherren werden zum Fenster hinabgestürzt. Beginn der Hussitenkriege. In diesen Kriegen, in denen Jan Ziska ( gest. 1424) durch eine neue Kriegstaktik ( Wagenburg) Erfolge über die deutschen Ritterheere König Siegesmund erringt, werden die deutschen Städte und Dörfer, Klöster und Kirchen verwüstet, beraubt, die Deutschen ohne Unterschied des Geschlechts und des Alters verbrannt, ertränkt und erschlagen, das Deutschtum im Innern vernichtet oder an die Ränder (Nordwesten) zurückgedrängt.

1434  Ende der Husstenkriege.

1523 Verfasst Eleutheropius für Elbogen auf Geheiß des Grafen Sebastian Schlick die erste lutherische Kirchenordnung auf böhmischen Boden.

1526 wird der Habsburger, Erzherzog Ferdinand, König von Böhmen und verbindet Böhmen für vier Jahrhunderte mit dem Hause Habsburg. Er gerät sofort in schwere Konflikte mit dem Adel, der die protestantische - lutherische Bewegung dazu missbrauchte, einen Ständerstaat wieder herzustellen.

1531 klagen die Katholiken, dass sie bereits 150 Pfarreien an das Luthertum verloren hätten.

1615 fassen die böhmischen Stände auf dem Generallandtag den Beschluss, die deutsch - feindlichen Bestimmungen der Wladislawischen Landesordnung noch zu überbieten: Ausländer sollten so lange nicht als Bürger aufgenommen werden, solange sie nicht die tschechische Sprache erlernt hätten. Auf dem Landtag und vor Gericht dürfe nur tschechisch verhandelt werden.

1618 Zweiter Fenstersturz: Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung des Majestätsbriefes, durch den Kaiser Rudolf II. 1609 den Protestanten weitgehend Religionsfreiheit gewährt hatte, kommt es zu einen Tumult auf der Prager Burg. Die tschechischen - protestantischen Stände stürzen die Landesbeamten Slawata, Martiniz und den Ratsschreiber Fabritius aus dem Fenster. Das war das Signal zum 30 jährigen Krieg.

1619 setzen die böhmischen Stände den Habsburger Ferdinand II. ab. Etwa 150 Adelige Wählen Friedrich V. von der Pfalz ( Winterkönig) zum böhmischen König.

1620 schlägt das von Tilly befehligte Heer Ferdinands II. den Winterkönig in der Schlacht auf dem Weißen Berge entscheidend auf das Haupt. Ferdinand II. ist wieder unbeschränkter Herr Böhmens.

Ohne größere Kampfhandlungen konnte der mit Ferdinand II. verbündete Kurfürst Johann Georg von Sachsen zwischen September 1619 und Januar 1620 die Oberlausitz besetzten.

Für seine militärische Hilfe gegen die aufständischen böhmischen Länder war dem sächsischen Kurfürsten vom Kaiser finanzielle Entschädigung zugesagt worden. Wenn nicht bezahlt wurde, sollten die Lausitzen als Pfand an den Wettiner übergeben werden. Ferdinand II. konnte nicht zahlen und musste 1623 die Pfandschaft über beide Markgrafentümer einräumen. Die Übergabe wurde im so genannten Immissionrezess geregelt. Dadurch entging die Oberlausitz der kaiserlichen Gegenreformation, die in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts in Böhmen und Mähren zum Verbot der protestantischen Bekenntnisse und Kirchen führte.

Vier böhmische Exklaven blieben  in der Oberlausitz erhalten. Das waren die Orte Schirgiswalde, Niederleutersdorf, Niedergerlachsheim und Güntersdorf.

1624 Die Böhmische Hofkanzlei wird nach Wien verlegt und durch ein kaiserliches Generalpatent eine entschiedene Gegenreformation eingeleitet Nachdem durch die Religionskämpfe zum Recht erhobenen Grundsatz " Cujus regio, ejus religio" (Der Landesherr bestimmt die Religion des Staates) werden die deutschen und tschechischen Protestanten vor der Wahl gestellt, entweder das Land zu verlassen oder sich katholisieren zu lassen. Die Reformationskommisare erhalten vom Prager Erzbischof die Weisung, dass die Bekehrung " nur in Freiheit und Liebe " durchzuführen sei. 30 000 protestantische Familien verlassen das Land. Sie dürfen ihr Eigentum in Geldwert mitnehmen. Protestantische Kirchenbücher werden verschleppt oder vernichtet.

1627 Erlässt Ferdinand der II. die "Vernewerte ( erneuerte ) Landesordnung". Sie beseitigt die Vorrechte des am Weißen Berg geschlagenen Adels, nimmt die Deutschen in Schutz und erklärt Böhmen als Erbland der Habsburger Dynastie. Die deutsche Sprache wird gleichberechtigte Landessprache. Da zwischen dem König und den Völkern keine "Stände" mehr stehen, kann sich den Tschechen und Deutschen gemeinsamer Landespatriotismus entwickeln.

1763 muss Maria Theresia im Hubertusburger Frieden auf den " Garten "Schlesien endgültig verzichten und kann nur den " Zaun ", das kleine Österreich - Schlesien, behalten.

1815 Die Exklaven Niedergerlachsheim (Grabiszye Dolna) und Güntersdorf (Godzieszow) werden an Preußen übergeben. Die Orte Gehörten zum Kreis Lauban und liegen heute in Polen.  

1845 am 4. Juli wird die Exklave Schirgiswalde an Sachsen übergeben.

1837 - 1848 Die Prag erscheinende Zeitschrift " Ost und West " versucht zum letzten Mal, eine gemeinsame geistige Basis von Tschechen und Deutschen in Böhmen zu erhalten. Der Versuch scheiterte an der Revolution von 1848, die eine neue Periode der Nationalitätenkämpfe eröffnete.

1848 Am 11. März versammelten sich Tschechen und Deutsche im Wenzelsbad von Prag und verlangten einen Landtag, vollkommene Gleichberechtigung der " böhmischen " und deutschen Nationalität und Aufrechterhaltung des staatlichen Verbandes. (Die Gleichberechtigung führte zur Unterdrückung des Deutschtums, das Böhmische Staatsrecht zur Zerreißung Österreichs). Die Exklave Niederleutersdorf wird an Sachsen übergeben.

1866 Krieg zwischen Preußen und Österreich im Konflikt um Schleswig - Holstein. Österreich wird am 3. Juli bei Königgrätz entscheidend geschlagen. 23. August Friede von Prag. Österreich scheidet aus dem Deutschen Bund aus. Das Slawentum in Sudetenland erhält dadurch mächtig Auftrieb.

1879 Bündnis Österreich mit Deutschland. Trotz dieser außenpolitischen Bündnisses leben sich die dem Nationalstaatsgedanken anhängenden

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"Reichsdeutschen" mit den in anderen Staatsverbänden verbleibenden Deutschen des Ostens auseinander.

1914 Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand. Ausbruch des 1 . Weltkrieges.

1918 Zusammenbruch der österreichisch - ungarischen Monarchie. Am 28. Oktober proklamiert der Tschechische Nationalausschuss von Prag einen selbständigen Tschechoslowakischen Staat. Am 29. Oktober wird die Konstituierung von Deutschböhmen, der Zusammenschluss des deutschen Nordmähren und Schlesien zu einer Provinz Sudetenland, der Anschluss Südmährens an Niederösterreich wird verkündet.

1919 Der Versailler Friedensvertrag ( 28. Mai) legt die Grenzen des neuen Staates fest, der Friedensvertrag von St. Germain en Laye schreibt einen Minderheitsschutzvertrag vor.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deutsche Besiedlung im Nordböhmischen Niederland

 

Das Niederland ist ohne Zweifel erst im Zuge der großen ostdeutschen Kolonisation im 13. Jahrhundert besiedelt worden. Die Herkunft der Siedler ist nirgendwo ausdrücklich angegeben. Versuche, aus Mundart, Orts- und Familiennamen und Kirchenheiligen die Herkunft genauer festzustellen, sind über Einzelangaben noch nicht hinausgekommen.

Wir müssen uns zufriedengeben, im allgemeinen zu sagen: Die nach 1200 kommenden Siedler waren wohl ausschließlich Deutsche. Das zeigen die deutschen Dorf- und Stadtanlagen, die deutschen Orts-, Familien- und Flurnamen und die alten Stadt- und Dorfbücher, die nirgends einen slawischen Eintrug aufweisen. Thüringer und Franken, besonders Mainfranken, bildeten den Hauptteil. Niederdeutsche, besonders Flamen, waren auch vertreten.

Gerufen und mit deutschem Recht (freiem, vererblichem Eigentum) versehen, wurden sie von den böhmischen Königen, besonders von

Wenzel I. 1230-53, den Bischöfen und den großen Herrengeschlechtern als Siedler anerkannt. Der breite, bisher kaum benutzte Markwald sollte nutzbar gemacht werden

Die Gemeinden Schluckenau, Kaiserswalde, Königswalde, Neu Grafenwalde, Harrachstal, Königshein, Rosenhain und Fugau gehörten zu einem Kirchspiel. Diese Orte bilden auch heute eine Großgemeinde.

 

 

 

 

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                    Karte des Schluckenauer Zipfel

 

Ursprung der Familie Pacher

 

Der älteste Eintrag in einem Kirchenbuch ist der Sterbeeintrag des Jacob Pacher.

 

Die Kirchenbücher in dem Kirchspiel beginnt:                        Heiratsregister:        20. Januar 1620

                                                                                              Sterberegister:         9. Dezember 1658

                                                                                              Taufregister:             8. April 1615

 

Am 13 November (1668) ist Jacob Pacher von Kaiserswalde begraben worden.

Sein erstes Kind wurde 6. August 1627 geboren. Nach den damaligen moralischen  Vorstellungen müsste er 1625 – 1626 geheiratet haben. Im Heiratsregister ist aber kein Eintrag zu finden. Geboren müsste er ca. 1590 – 1602 sein. Das Taufregister geht aber erst 1615 los. Damit ist unklar ob der Jacob Pacher in Kaiserswalde das Licht der Welt erblickt hat. Er könnte auch eingewandert sein oder die evangelischen Kirchenbücher wurden bei der Gegenreformation vernichtet. Da kein Heiratseintrag vorhanden ist, können  zu seiner Frau keine Angaben gemacht werden.

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Jacob Pacher hatte 7 Kinder. Die Einträge sind sehr Lückenhaft. Alle Kirchenbücher zwischen 1670 – 1693 sind nicht mehr vorhanden. Teilweise steht im Sterberegister das Alter der Person, so dass auf das Geburtsjahr geschlossen werden kann.

 

 

 

 

Am 17.Juni (1657) Rubertus     mit Anna Jacob Bachers Tochter von

Kaiserswalde getraut.

 

 

Rechts: Am 6.August (1627) Jacob Bachers Töchterlein getauft mit Namen Anna

 

 

Am 24. Februar (1658) Heinrich Bacher Jacob Bachers Sohn vom Kaiserswalde mit J. Anna Paul Körngels Tochter von Königswalde sind corpuliert (getraut) wurden

 

 

Am 18. November (1715) begraben Heinrich Pacher von Königswalde ….. Alter 85 Jahre.

Da der Taufeintrag fehlt ist er also 1629 geboren.

Am 16. April (1632) Jacob Bachers

Sohn getauft mit Namen Friedrich.

 

Am 29. (Januar 1647) Jacob Pachers Söhnlein getauft mit Namen Adam

 

 

 

(2. Juni 1701) dito bezieht sich auf den vorherigen Eintrag.

Dito Adam Pacher von Kaiserswalde (gestorben).

Am 5. dito (Oktober 1719) wurde begraben Christoph Pacher von Kaiserswalde … alter 68 Jahre.

 

 

Am 8. Februar 1669 ist Christoph Bacher von Kaiserswalde mit der Jungfrau Sabina, Christoph Rogolt Tochter getraut …..

 

 

 

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Am 13. Juli Jacob Bachers Töchterlein getauft mit dem Namen Elisabeth…

 

 

Am 14. April (1716) begraben Elisabeth Pacherin von Königswalde ….

 

Am 8. Mai (1651) Balzer Pflaumer …. Corpulierte mit Anna Maria Jacob Bachers Tochter zu Kaiserswalde.

 

 

 

 

 

Orte im Schluckenauer Zipfel

 

Die Familie Pacher verteilte sich von Kaiserswalde aus über mehrere Orte des Schluckenauer Zipfels. Ich möchte einen kurzen Überblick über eine Orte geben. Solange unsere direkten Vorfahren in diesem Gebiet lebten gab es keine Bilder der Orte. Ich benutze historische Aufnahmen aus dem Internet. Die Orte Schluckenau (Šluknov), Kaiserswalde (Cisarsky), Königswalde (Královstvi), Kunnersdorf (Kunratice), Neu Grafenwalde (Nové Hrabéci), Harrachstal (Harrachov), Königshain (Královka), Rosenhain (Rožany) und Fugau (Fukov) bilden einen Landkreis.

Der Ort Fugau ist abgerissen und existiert nicht mehr.

 

Kaiserswalde

 

Kaiserswalde war die größte aus den wie in einem Kranz um Schluckenau liegenden Gemeinden. Der Ort verdankte seine Entstehung und seine Waldhufenform der großen Siedlungsepoche des 13. Jahrhunderts. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1346. Sein Name deutet selbstverständlich auf die Rodung des Waldes zu Ehren des Kaisers hin.

Die Bevölkerung von Kaiserswalde war herkömmlicherweise überwiegend als Bauern tätig. Es gab 33 Bauernhöfe und 43 Kleinlandwirte, alle mit ausgezeichnetem Feldbau und sogar gepflegtem Obstbau. Jedoch bot seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die neu aufblühende Industrie Männern und Frauen in steigendem Umfang Arbeit und Brot, sowohl in Fabriken als auch in Heimarbeit. Der größte Betrieb war die Fa. Adolf Pietschmann oHG, mechanische Buntweberei, Zwirnerei usw.

Kaiserswalde besaß keine Wasserleitung. In den meisten Häusern und auf den Höfen bestanden eigene Brunnen mit Pumpen.

Auf Kaiserwalder Flur lag die Wasserscheide zwischen Elbe und Spree. Die zwei wichtigsten Wege und Straßen waren die von Schluckenau nach Lobendau, die alte Kaiserstraße und der Dorfhauptweg - die Straße von Johannesberg nach Nixdorf.

Kaiserswalde gehörte kirchlich nach Schluckenau. Es hatte zwar eine 1884 erbaute Kapelle, doch spielte sich das gesamte religiöse Leben in Schluckenau ab. Zentrum des Gemeindelebens war die Festplatzanlage gegenüber dem Gasthof Gericht Nr. 1.. Das Schützenfest vereinte jedes Jahr im Juli Alt und Jung.

1683 wütete die Pest in der Gemeinde. 1772 gab es eine große Hungersnot so dass an die ärmsten Brot verteilt werden musste. 1896 verwüstete ein Brand acht Häuser und vier Scheunen. Im dreißigjährigen Krieg musste Kaiserswalde die schwedische Armee mit Lebensmittel und Geld versorgen. Vor der Gegenreformation war Kaiserswalde protestantisch. Bis 1919 gehörte der Ort zu Österreich-Ungarn. Kaiserswalde gehört heute zur Tschechischen Republik und heißt jetzt Cisarsky. 1930 gab 2130 Einwohner. Heute Hat Kaiserswalde 219 Adressen 469 dauerhafte Einwohner.

 

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                                             1903

 

                                                                                                                                                                     1910

                   1911

 

                                        1910

 

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Königswalde

 

Den Name Königswalde gibt es seit 1346. Der Ort wurde im dreißigjährigen Krieg durch die Schweden zerstört. Der Ort erstreckt sich über 4 Kilometer und liegt an der Straße nach Rumburg. 1930 hatte der Ort 2626 Einwohner. Heute leben noch 526 Personen dauerhaft in diesem Ort. Der Ort hat noch 279 Adressen. Die Kirche St. Lawrence stammt aus dem Jahr 1848. Die Stationen des Kreuzweges wurden 1855 fertiggestellt.  Die Jüttelbergbaude auf dem Jüttelberg wurde 1888 eingeweiht. Der Ort ist katholisch geprägt. Überall, an Brücken, an Straßen und Wegen außerhalb des Ortes findet man Kreuze, Kruzifixe und Schutzheilige.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunnersdorf

 

Die ersten Aufzeichnungen stammen von 1566. Das Dorf hatte 1930  471 Einwohner. Um das Jahr 1760 gab es mehrere Mühlen ("Knochenmühlen die Knochen zur Herstellung von Phosphor). Heute hat Kunnersdorf  noch 30 Adressen und 10 dauerhaft wohnende Bürger.

Neu Grafenwalde

 

Der Ort gehörte ursprünglich zu Kaiserswalde. Nach der Überlassung des Maierhofes aus Kaiserswalde entstand 1730 der Ort Neu Grafenwalde. Im Jahr 1930 gab es 448 Einwohner. Heute werden noch 52 Adressen mit 57 Einwohnern gezählt. 1804 gab es durch ein Gewitter beträchtlichen Schaden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Rosenhain

 

Rosenhain wurde 1346 erstmalig urkundlich erwähnt. 1930 hatte die Stadt Rosenhain  1435 Einwohner. Heute leben dort noch 131 Personen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Königshain

 

Königshain wurde 1716 gegründet. 1850 schloss sich Königshain und Rosenhain zusammen. Heute leben in diesem Ort noch 18 Einwohner dauerhaft. Es gibt 24 Adressen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Harrachstal

 

Harrachstal ist warscheinlich im 18. Jahrhundert gegründet worden. Zuerst schloss es sich mit Königshain zusammen. Damit wurde es 1850 an Rosenhain angeschlossen. Es gibt noch 5 Einwohner in 4 Adressen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fugau

 

Fugau wurde 1788 gegründet und hatte 1930 791 Einwohner. Der Ort lag im sogenannten „Fugauer Zipfel“ der in das sächsische Territorium hineinragt. Wegen seiner besonderen Lage war der nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung der Ort entvölkertes. In den 1950er Jahren war die Übergabe an die DDR vorgesehen. Als sich die Pläne einer Grenzbereinigung zerschlugen, begannen die tschechoslowakischen Behörden mit dem Abriss des Ortes. Mit der Sprengung der Kirche sowie der Schule am 23. September 1960 war der Ort schließlich dem Erdboden gleichgemacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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             Erinnerungskreuz an Fugau

 

 

 

 

 

 

 

Friedhofsmauer

 

 

 

Schluckenau

 

Schluckenau wurde im Jahr 1281 als Slaukenouwe das erste Mal urkundlich erwähnt. Im Jahr 1359 erhielt der Ort das Stadtrecht. 1414 erhält die Stadt seine Befestigungsanlagen. Die Kirche zum Heiligen Wenzel wurde 1711 erbaut. Schluckenau wurde 1710 und 1830 von zwei großen Stadtbränden heimgesucht. 1813 kam es in der Stadt während der Napoleonischen Kriege zu großen Plünderungen beim Durchzug eines Heeres von 200.000 Mann Stärke. 1930 hatte die Stadt 5578 Einwohner. Davon waren 225 Tschechen. Heute leben hier 5625 personen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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     Schloss Schluckenau

 

 

 

 

 

 

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Georgswalde

 

Das Industriestädtchen liegt im nordöstlichen Teil von Tschechien. Es liegt nicht weit von den deutschen Städten Ebersbach und Neugersdorf entfernt. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1346. Neu Georgswalde wurde im Jahre 1681 gegründet. Zu den wichtigen Bauten gehören die Kirche St. Jiří aus den Jahren 1724-28 mit einem Barockturm und eine Barockstatuengruppe auf dem Stadtplatz aus dem Jahr 1769. 1524 hielt die Reformation in dem zur Herrschaft Schluckenau gehörigen Dorfe Einzug. Als Folge der Rekatholisierung wanderten ab 1620 viele Familien in die umliegenden Dörfer der Oberlausitz aus. Neben der Landwirtschaft ernährte die Leinenweberei die Bewohner des Dorfes, das 1753 durch Maria Theresia zum Marktflecken erhoben wurde. 1914 wurden Georgswalde, dessen Einwohnerzahl auf 10.084 angewachsen war, durch Franz Joseph I. die Stadtrechte verliehen. 1930 lebten in der Stadt einschließlich der Ortsteile 7.970 Menschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Pacher Stammbaum bis zur Hochzeit nach Schirgiswalde

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Ausgangspunkt der Nachforschung ist der Heiratseintrag des Johann Zacharias Pacher im Heiratsregister von Schirgiswalde.

 

Den 25ten January wurd nach dreymahliger proclamation von dem Wadreck Curator gehel. Copuliert: Johann Zacharias Pacher des weyl Zacharias Pacher aus Kayserswalde ehel. Sohn mitt Catharina des Heinrich Czischn aus Neu Schirgiswaldtes ehel. Tochter. Zeugän deßen Seydt: Anton Pacher aus Kaysershayn und Gotthard Pecher aus Kayserswaldt

Czischin wird in den Kirchenbüchern als Zischa geschrieben

 

Der Inhalt ist schwer lesbar und wurde durch Internetbekanntschaften meines Bruders übersetzt.

Sterbeeintrag des Johann Zacharias Pacher in Schirgiswalde. Das seine Frau schon tot war erkennt man an dem Eintrag Wittwer.

 

 

Johann Zacharias wurde 82 Jahre und alt. Er ist damit im Jahr 1733 geboren. In Kaiserswalde ist aber im Jahr 1733 kein Johann Zacharias zur Welt gekommen. Es gibt nur die Möglichkeit das der Wittwer Zacharias Pacher aus Kaiserswalde der Vater ist. Im Heiratseintrag steht das der Wittwer Zacharias Pacher geheiratet hat. Seine erste Ehe ist im ganzen Schluckenauer Zipfel nicht zu finden. Er könnte sich im sächsischen aufgehalten haben. Nach dem Tod seiner Frau ist er mit dem Sohn, Johann Zacharias, nach Kaiserswalde zurückgekehrt und seine zweite Frau hat den Sohn aufgezogen.

Ein weiterer Hinweis das wir richtig liegen ist der Eintrag „weyl Zacharias Pacher aus Kaiserswalde“. Das bedeutet, dass sein Vater zum Zeitpunkt seiner Hochzeit schon tot war. Er ist 1759 gestorben.

 

 

Der Hans Christoph Pacher ist nur im Heiratsregister und natürlich in den Taufeinträgen seiner Kinder zu finden.

Vom Christoph Pacher ist kein Taufeintrag vorhanden. Im Heiratsregister, im Sterberegister und in den Taufeinträgen seiner Kinder wurden Einträge gefunden.

 

Im böhmischen wurde die Führung der Kirchenbücher sehr lax gehandhabt.

 

Es gibt noch einen zweiten Heiratseintrag in Schirgiswalde.

 

Den 14. November (1746) ward nach drey mahliger vormulierung xxxJoannes Matyetz Curatur ehel. Copuliert der Ehrbare Wittiber Zacharias Pacher Häußler aus Königswalde, mit Anna Dorothea Weyl Christoph Gerners aus xxx Eheweib nachgelassener Wittibern Zeugen seynd: Joseph Anton Möller Schyld Meister item Meister Hanß Georg Gümppel gärtner und Zinner Meister aus Königswalde

 

Dieser Eintrag ist ein Nachfahre des Heinrich Pachers, der nach Königswalde gezogen ist. Nach der Heirat verschwindet das Brautpaar aus Schirgiswalde. Der Zacharias beging hier seine dritte Ehe. Er hat bei der Hochzeit das Trauerjahr nicht eingehalten. Deshalb hat ihn wahrscheinlich der Pfarrer in Königswalde nicht getraut.

 

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Als der Johann Zacharias Pacher nach Schirgiswalde geheiratet hat, ist er nicht nach Sachsen gezogen. Schirgiswalde war zur damaligen Zeit eine böhmische Exklave.

 

Schirgiswalde (sorbisch Sěrachow)

 

Im Jahr 1346 wird das Dorf Schirgiswalde erstmals urkundlich erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort weitgehend zerstört und entvölkert. Als 1635 der Kaiser die Oberlausitz mit der Niederlausitz auf den Kurfürsten von Sachsen übertrug, verblieb Schirgiswalde als Exklave bei Böhmen. Schirgiswalde wurde daher im Rahmen der böhmischen Gegenreformation bevorzugt mit Katholiken besiedelt, die aus anderen Gebieten Deutschlands vertrieben worden waren. Um den Wiederaufbau und den wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern, erreichte der damalige Grundherr 1665 die Erhebung von Schirgiswalde zur Stadt. Später wurde die kleine Stadt vom Bautzener Domstift erworben, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Grund- und Gerichtsherrschaft über Schirgiswalde hatte.

Die Insellage der böhmischen Stadt inmitten sächsischen Gebietes blieb bis 1809 bestehen. In den folgenden 36 Jahren war die staatliche Zugehörigkeit der Stadt ungeklärt, weil langwierige diplomatische Verhandlungen zwischen Österreich und Sachsen über einen Gebietsaustausch nicht gleich zum Ziel führten. Schon Ende des 18. Jahrhunderts wurden von Österreich wie auch von Sachsen Grenzbereinigungen angestrebt.

Im Gefolge des für Österreich unglücklichen Krieges gegen Napoleon im Jahre 1809 hatte das mit Frankreich verbündete Sachsen Ende des Jahres 1810 Schirgiswalde militärisch besetzt. Seit dieser Zeit übte Österreich praktisch keine Hoheitsrechte im Städtchen mehr aus, betrachtete es aber nach wie vor zur böhmischen Krone gehörig, da die Einwohner noch an ihren Untertaneneid gebunden waren. Eine formelle Übergabe an Sachsen wurde aber durch den erneuten Kriegsausbruch 1813 (Sachsen an der Seite Frankreichs gegen Österreich und dessen Verbündete) verhindert. Erst 1845 wurde die Übergabe Schirgiswalde abschließend vertraglich geregelt und vollzogen. In der Zwischenzeit gab es in der Stadt keine wirkliche Staatsgewalt, was sich Räuber, Schmuggler und politische Flüchtlinge zunutze machten.

Die Stadt hatte im Jahr 2010 2865 Einwohner. Zum 1. Januar 2011 wurde Schirgiswalde, Kirchau und Crostau zur Stadt Schirgiswalde-Kirchau verbunden.

 

Markplatz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

          Katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rathaus                                                                                                                  Eisenbahn Viadukt

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Evangelische Kirche                                                                                                        Umgebindehäuser

 

 

Der Pacher Stammbaum in Schirgiswalde

 

Die Verbindung von Schirgiswalde nach Kaiserswalde ist am Anfang noch nicht abgebrochen. Der Johann Joseph Pacher hat seine Frau, Veronika Mautsch, aus Kaiserswalde geholt. Veronikas Mutter hat nicht geheiratet. Damit ist die Veronika uneheliches. Ein Vater ist nicht im Kirchenbuch eingetragen. Auch Geschwister wurden nicht gefunden. Ein Sterbedatum oder eine spätere Heirat der Elenora Mautsch, wurde nicht gefunden.

Von den Geschwistern meines Großvaters, Karl Pacher, kenne ich noch persönlich, Paul, Hedwig und Elisabeth.

Joseph Pacher       

(Der Bruder von

Anton Bernhard

Pacher.)

 

 

Die Schirgiswalder 1975 zu Besuch in Karl-Marx-Stadt. Die Namen von links nach rechts: Ruth Pacher – Gerdrud Laurig – Hildegard Weber – (dahinter) – Arthur Thems – Siegfried Laurig – Joseph Weber – Manfred Pacher. Hildegard Weber und Gerdrud Laurig sind zwei Cousinen meines Vaters. Arthur Thems ist der Schwager meines Vaters.                                                                                                    

 

 

 

Paul Pacher 1966

 

 

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Das ist das älteste Familienfoto der Familie Pacher aus Schirgiswalde. Das Foto soll ca. 1910 in Schirgiswalde entstanden sein.

Name hinten:           Hedwig – Anna – Martha – Emil – Karl – Richard – Anton

Namen vorn:                        Elisabeth – Clara Augusta Pacher gebn. Tammer – Emma – Anton Bernhard Pacher - Paul - Maria

Besuch aus Schirgiswalde 1969

 

Von links nach rechts: Hildegard Weber – Elisabeth Pacher – Gerhard Pacher – Hedwig Niemschke – Veronika Pacher (Konrad)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Elisabeth (Liesel) Pacher

 

Sie war nie verheiratet, hat aber drei Kinder. Sie arbeitete als Kinochefin und Platzanweiserin im Kino von Schirgiswalde. Nach Ihrem Tod wurde das Kino geschlossen. Elisabeth war Mitglied der SED.

Herbert Pacher                        Hildegard Weber

Herbert ist im verwitwet Neumann

2. Weltkrieg      Ihr Mann ist im

gefallen.             2. Weltkrieg gefallen.

                                  Mit ihm hat sie ihr

                   einziges Kind,

                       Christian Neumann.

                      Nach dem Krieg

                Heiratet sie den

                        Joseph Weber.

                                              

                                                                   Werner Pacher. Er verbrachte seine Kindheit im Heim               

                                                                                                                                   _                                      und lebte bis zu seinem Tod in Bremen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Christian Neumann

Er hatte bis zum Renteneintritt eine

Elektrofirma in Schirgiswalde.

 

1966 besuchte ich zum ersten Mal Schirgiswalde.  1975 war ich als Ausbilder,

mit der Berufsschule der Post, im GST Lager Schirgiswalde, dabei besuchte ich natürlich Hilde und Joseph.  Im gleichen Jahr machte Kerstin und ich Urlaub bei Webers.  1983 besuchten Joseph und Hilde uns in Hoyerswerda. Das rechte Bild ist bei einem Spaziergang im Indianerdorf Hoyerswerda aufgenommen. Von 1983 bis 1989 war ich dreimal im Jahr im GST Lager Schirgiswalde. Jedes Mal besuchte ich Joseph und Hilde. Sie wohnten auf der Sauerstraße 8. Im Jahr 2005 musste der Hilde ein Fuß amputiert werden.  Danach verlor sie die Lebenslust und verstarb im Jahr 2006. Joseph konnte später nicht mehr für sich selbst sorgen und ging in die Pflege- und Therapieeinrichtung in Sohland an der Spree. Bis 1989 war Hilde Mitglied der SED und Joseph der CDU.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schirgiswalde Sauerstraße 8. Aus dem geöffneten Fester schaut                                 Familie Neumann zum 80. Geburtstag von Hilde Weber

Joseph heraus.                                                                                                                         Renate – Christiane – Christian Neumann

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Hedwig Niemschke gebn. Pacher

 

Hedwig hatte zwei Töchter.

Gerdrud Laurig                                            Ihr Ehemann                Mitte der achtziger Jahre nahm Siegfried sich eine

Gebn. Niemschke                                        Siegfried Laurig           jüngere Frau und zog nach Bautzen. Daraufhin nahm

                                                                                                         Gerdrud sich das Leben.

                                                                                                         Siegfried heiratete die junge Frau. Als Diese Siegfried

                                                                                                         verließ nahm sich Siegfried auch das Leben.

 

 

 

Irmgard Hentschel gebn. Niemschke

und ihr Mann Helmut Hentschel (links) mit meinem Vater.

Helmut verstarb an Krebs.

 

Die Familie Hentschel wohnt in einer alten Mühle in Neusalza-Spremberg. Bis 1936 wurde das Korn noch mit Wasserkraft gemahlen. 1936 wurde die Spree reguliert und der Mühlgraben musste zugeschüttet werden. Ab jetzt wurde mit einem Dieselmotor gemahlen. Nach dem Krieg gab es keinen Diesel. Der Mühlenbetrieb wurde eingestellt. Nur die Bäckerei wurde weiterbetrieben. Später wurde die Bäckerei auch eingestellt und Helmut arbeitete in der LPG.

 

Paul Pacher

 

Paul hatte drei Söhne. Karl Pacher ist im 2. Weltkrieg gefallen. Mein Vater ist als Kind oft nach Schirgiswalde gefahren. Sie wohnten immer beim Onkel Paul. Karl war sein bester Spielgefährte.

Die Familie Pacher besaß in Schirgiswalde 5 kleine Grundstücke. 3 Grundstücke wurden verkauft. Von dem Geld hat Anton Bernhard Pacher auf einem Grundstück das Haus gebaut. Das zweite Grundstück wurde als Garten benutzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pauls Haus in Schirgiswalde                                                                         Paul mit seiner Lebensgefährtin und meiner Mutter.

                                                                                                                  Nach Pauls Tod ging das Haus in den Besitz seiner Lebensgefährtin          

                                                                                                                  über.

 

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Emil Franz Pacher

Emil Pacher zog nach seiner Hochzeit nach Schmölln bei Bischowswerda.

Er heiratete Emma Hulda Hahnewald. Aus der Ehe ging ein Kind hervor.

Rudi Pacher

 

Emma – Rudi – Emil Pacher

 

Rudis Ehefrau

Irma Helene Pacher

gebn. Lehmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rudi hatte drei Kinder.

 


Carola Irma Pacher

 

                                                                                  Ina Anett Müller gebn.                 

                                                                              Brachvogel mit Familie

                                                                                

 

 

 

 

 

                           Evelin Vera Brachvogel

                           gebn. Pacher             

 

 

 

Vom dritten Kind, Gerd Rudi Pacher, besitze ich kein Foto.    

 

Richard Pacher

 

Richard Pacher heiratete nach Harthau. Heute ist Harthau ein Ortsteil von Chemnitz. Er wohnte in der Einsiedler Straße. Nach Eingemeindung gab es zwei Straßen mit diesem Namen. Deshalb wurde die Straße in Harthau in Alte Harth umbenannt. In der Stöcklstraße gab es eine Altstoffannahme zu der wir „Lumpen-Roter“ sagten. In diese Familie heiratete Frieda Pacher.

Alfred Pacher zog nach Berlin und arbeitete beim VEB Metallurgiehandel.

 

 

 

 

 

 

 

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Harthau

 

Harthau erstreckt sich zwischen dem Harthwald und Pfarrhübel entlang des Unterlaufs der Würschnitz und der B 95 nach Annaberg-Buchholz bis hin zum Harthauer Berg. Im Norden reicht Harthau bis an den Zusammenfluss von Zwönitz und Würschnitz zur Chemnitz (im Stadtteil Altchemnitz).

Über den Beginn der Besiedlung liegen keine schriftlichen Quellen vor, sie hat aber bereits vor 1340 begonnen, denn aus diesem Jahr liegt die erste Urkunde vor, ein Lehnsbrief, der den Besitzwechsel des Harthauer Lehngerichtes dokumentiert. Der Name Harthau bedeutet „Ort am Bergwald“, er leitet sich ab von den Bezeichnungen „Harth“ und „Wartha“. Man nimmt an, dass der Ort als kleines Waldhufendorf aus diesen beiden untergegangenen Wüstungen um das 12./13. Jahrhundert entstanden ist. Die Wüstung Harth befand sich vermutlich auf der Anhöhe zwischen der Alten Harth und Einsiedel, die Lage der Wüstung Wartha ist unbestimmt. Diese beiden Wüstungen wurden auf Grund der ungünstigen Bodenverhältnisse und des Wassermangels aufgegeben und in das Tal der Würschnitz verlegt.

Harthau war Besitz des Chemnitzer Benediktinerklosters. In einem Register des Klosters ist die Einwohnerzahl festgehalten, so sind 1486 13 ansässige und 1537 14 ansässige und 9 unansässige Familien registriert. Das Kloster betrieb in Harthau eine Schneidemühle. Im Zuge der Säkularisierung des Klosters wurde Harthau 1548 Amtsdorf, seit 1856 gehörte es zum Gerichtsamt, 1875 zur Amtshauptmannschaft, später zum Landkreis und seit 1950 zur Stadt Chemnitz.

Aus dem Vergleich der Einwohnerzahlen von 1548 mit 17 besessene Mann, 2 Häusler u. 27 Einwohner mit der von 1765 mit 13 besessene Mann, 1 Gärtner und 15 Häusler ist abzuleiten, dass auch der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg ihre Spuren hinterlassen haben. Das mittelalterliche Bannmeilenrecht erlaubte im Umkreis von Chemnitz keine Handwerker. Erst der Grimmaer Vertrag von 1555 erlaubte die Zulassung von Handwerksmeistern auf den Dörfern. In Harthau gab es einen Leineweber, einen Schneider und einen Böttcher.

Bereits um 1422 begannen in Harthau erste Bergbauversuche. 1708 erfolgten Grabungen nach Kupfer, mit geringem Erfolg. Auch Bohrversuche nach Steinkohle um 1819–1848 blieben ohne nennenswerten Erfolg. Mit der Errichtung der Spinnmühle durch C. F. Bernhardt im Jahre 1798 wurde Harthau zum Ausgangspunkt der industriellen Revolution in Sachsen. 1803 waren hier 114 Männer, Frauen und Kinder beschäftigt. Die Bernhardsche Spinnerei war weit über Sachsen hinaus bekannt. Selbst J. W. v. Goethe besuchte 1810 die Spinnerei. Ein wichtiger Industriezweig in Harthau war auch die Strumpfwirkerei. 1857 gehörten 157 Meister, 80 Gesellen und 36 Lehrlinge zu dieser Innung. Harthau entwickelte sich immer mehr zu einem Industrieort. Es gab im Ort zwei Spinnereien (Sächsische Kammgarnspinnerei und Kammgarnspinnerei Schäfer), eine Kassetten- und Kopierpressenfabrik (Drechsler & Wagner), zwei Eisengießereien (Gebr. Richter und Gebr. Steiner), eine Verbandwattefabrik (Schubert) sowie 10 weitere kleinere Betriebe.

Die Einwohnerzahl entwickelte sich ständig weiter. So zählte die Gemeinde folgende Einwohner:

 

Jahr               Einwohner               Jahr               Einwohner               Jahr               Einwohner

1834               1106                          1880               1676                          1910               6484

1849               1300                          1890               2688                          1925               6842

1871               1629                          1900               4503                          1933               7139

 

Das Bevölkerungswachstum ist auch darauf mit zurückzuführen, dass viele Chemnitzer Arbeiter den schön gelegenen Ort Harthau als Wohnsitz wählten. Es entstand am linken Würschnitzufer ein neuer Ortsteil. An der Klaffenbacher Straße errichtete die Kammgarnspinnerei Wohnhäusel' für Betriebsangehörige (ein Teil davon wurde 1938 der Gemeinde Klaffenbach zu gegliedert). Weitere Wohnungen entstanden in der Alten Harth (damals Einsiedler Straße) und am Richterberg.

Durch die Vergrößerung der Gemeinde nahmen auch die kommunalpolitischen Aufgaben und Entscheidungen zu. 1838 wurden der Gemeinderat und der Gemeindevorstand geschaffen, die ihre Arbeit im Nebenamt versahen. Bis 1874 übte der jeweilige Lehngerichtsbesitzer die Polizeigewalt aus. Ab 1924 übte der Gemeindevorstand als hauptamtlicher Bürgermeister sein Amt aus. Der Gemeinderat tagte in der Wohnung des jeweiligen Gemeindevorstandes, bis 1890 im bisherigen Schulhaus das Gemeindeamt eingerichtet wurde. 1913 wurde das jetzige Rathaus erbaut.

Von der Wattefabrik Oswald Schubert erhielt Harthau bereits 1889 als erster Ort der Umgebung elektrischen Strom. Am 1. Oktober 1895 erhielt Harthau durch den Bau der Eisenbahnlinie Anschluss an das staatliche Eisenbahnnetz. 1920 erfolgte der Anschluss an das städtische Gasnetz sowie 1938 der Bau einer Wasserleitung.

Im Kirchenvisitationsprotokoll von 1539 wird eine Kirche in Harthau erwähnt, die jedoch schon früher existierte. Obwohl diese Kirche mehrmals umgebaut und erweitert wurde, war sie für den ständig größer werdenden Ort nicht mehr ausreichend. So wurde nach umfangreichen Verhandlungen 1906 mit dem Bau der Lutherkirche begonnen, deren feierliche Weihe im August 1908 stattfand. Die alte Kirche diente seit 1925 als Gedächtnisstätte für die 234 Gefallenen des 1. Weltkrieges. Sie steht unter Denkmalschutz und wird heute für festliche Musikveranstaltungen genutzt. 1904 wurde der neue Friedhof und 1905 die Friedhofskapelle übergeben.

Auch auf das Schulwesen wirkten sich die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen aus. Bis 1846 unterrichtete in Harthau ein Lehrer alle Schüler in einer Klasse. Im 1861 erbauten Kirchschulgebäude befanden sich bereits zwei Schulzimmer und zwei Lehrerwohnungen. Das 1891 errichtete Schulgebäude war nach nur 10 Jahren zu klein, so dass im Juni 1901 die große Schule eingeweiht wurde. Die Turnhalle wurde 1913 errichtet. Das 1855 als Stiftung gegründete Kinderheim Johanneum wurde 1926 nach Harthau verlegt. Zu DDR Zeiten hieß es „Geschwister Scholl“ Heim. Seit 1999 wird es als Wohnhaus ausgebaut.

Durch die Industrialisierung und die damit verbundene Umgestaltung wurde die Harthauer Bevölkerung frühzeitig politisch aktiv. 1819 wurde

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 der Vaterlandsverein, 1869 die Lassalleaner sowie 1907 der sozialdemokratische Ortsverein gegründet. 1869 bestand bereits ein Gewerkschaftsverein. Die Ortsgruppe der KPD wurde 1919 gegründet. Die Arbeiter nannten Harthau stolz „Klein Moskau“. Zu den Reichstagswahlen am 5.3.1933 erzielte die KPD in Harthau die meisten Stimmen.

Der 2. Weltkrieg hatte auch seine schmerzlichen Auswirkungen auf Harthau. Am 14. Februar und am 5. März wurden 39 Gebäude total, 27 schwer und 39 mittelschwer bzw. leicht zerstört. Die Gemeinde nahm fast 800 Flüchtlinge auf. Die Gemeindeleitung wurde von der SPD und der CDU übernommen. Seit 1919 gab es von Seiten der Gemeinde mehrere Versuche zur Eingemeindung Harthaus in die Stadt Chemnitz. Jedoch durch Meinungsverschiedenheiten kam es zu keinem Vertrag. Erst 1950 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt. Der Ort verlor dadurch an Eigenständigkeit und Identität.

 

Kirchengeschichte Harthau

1539 gab es in Harthau bereits eine steinerne Kirche für die Orte Harthau, Berbisdorf und Eibenberg. Der romanische Vorgängerbau wurde 1966-68 ausgegraben. 1609 und 1765 wurde sie grundlegend umgebaut und steht heute noch als „Alte Harthauer Kirche“ am Berghang hinter dem Pfarrhaus. Durch den Bau zweier Spinnereien und weiterer Industriebetriebe im Ort wuchs die Einwohnerzahl Anfang des 20. Jahrhunderts auf 7000 an (heute etwa 2400). Obwohl 1901 Eibenberg und 1905 Berbisdorf eigene Kirchen erhielten, war die alte Kirche den vielen Gläubigen nicht mehr gewachsen. So wurde 1906–1908 nach Plänen des Leipziger Architekten Paul Lange die neue und größere Lutherkirche errichtet. Sie ist im Jugendstil erbaut und unverändert erhalten geblieben. In der Nazizeit wurden die Bronzeglocken ausgebaut und für Rüstungsgüter eingeschmolzen. Trotz der nur leichten Beschädigungen durch den 2. Weltkrieg musste die Kirche in den 1980er Jahren grundlegend restauriert werden. Dies geschah mit großem Engagement der Harthauer Gemeindeglieder und Ortsbewohner. Neu eingefügt wurde der Altaraufsatz aus der Kirche des ehem. Dorfes Magdeborn. 1988 konnte die Kirche mit einem Festgottesdienst wieder eingeweiht werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

      Die alte Kirche - Bild von 1845

 

Die Neue Kirche - Lutherkirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Die Harthauer Schule

Rechts: Die alte Schule von 1891

             In diese Schule wurde ich eingeschult. Im Erdgeschoss rechts       Die Turnhalle von 1913. In dieser Halle habe ich in der ersten

               War mein Klassenzimmer. Im Erdgeschoss links war der Hort.       Klasse meinen Sportunterricht absolviert.

Links: Das Neue Schulgebäude von 1901. In diesem Haus war auch die

          Aula.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Rathaus von 1913

                                                                                                          Luftaufnahme von Harthau

 

1886 als Kammgarnspinnerei Paul Schaefer & Co. KG gebaut

1927 Vereinigte Harthauer Kammgarnspinnereien Vent &Co. KG

1943 Vermietung an die deutsche Werft Kiel AG Torpedoproduktion

          Für die Arbeitskräfte wurde auf der Rehwiese ein KZ errichtet.

1945 Kaserne der Roten Armee

1950 Materiallager der SAG Wismut

1992 Autohandel

 

 

 

 

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Watte Fabrik Schubert ehemals Ott

 

 

 

 


                                                                                  Blechverarbeitung

                                                                                  Schmettow

 

 

                                                                                                    Ausflugsgaststätte

                                                                                                 „Waldhaus“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


                                                                                                                                             Blick in die

                                                                                                                                             „Alte Harth“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu diesem Friseur sind wir auch noch gegangen.

 

 

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Hochwasser 1954

 

 


                                                                                                          Annaberger Straße

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


                                                                                                                                 Brücke zur

                                                                                                                                 Klaffenbacher Straße

                                                                                                                                 Dahinter Watte-Schubert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                 Hof vom Mädchenheim

                                                                                                                                 Damit die Leute aus dem

                                                                                                                                 Herrenhaus einkaufen

                                                                                                                                 Konnten wurde ein

                                                                                                                                 Ruderboot vom

                                                                                                                                 Schlossteich geholt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

-29-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hochwasser 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

-30-

 Der Pacher Stammbaum in Harthau - Chemnitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


-31

Johann Karl Pacher

 


                                                                                     Karl Pacher erlernte in Schirgiswalde den

                                                 Beruf eines Tischlers. Nach der Lehre ging er auf Wanderschaft.

                                                                                     Seine weiteste Station soll im Elsas gewesen

sein. Auf dem Rückweg nach Schirgiswalde

besuchte er seinen Bruder Richard. Der lebte

in Harthau bei Chemnitz. Dort verliebte er sich

in die Tochter des Köhler Tischlers. 1907

heiratete er die Frieda Köhler in Harthau. Er

behauptete immer er hat die hübscheste

der Köhler Schwestern bekommen.

                                                                                              Er muss schon vor 1904 nach Chemnitz

gekommen sein, den Sein erster Urlaub von

                                                                                              der Armee ging nach Harthau Klaffenbacher

                                                                                              Straße 36/I bei Köhler.

                                                                                             

                                                                                              Später war ihm seine Frau zu „primitiv“ und er

                                                                                              Hatte eine Affäre in Einsiedel. Seine Affäre

                                                                                              Arbeitete in der Gaststätte Waldschlösschen.

                                                                                              Jeden Donnerstag hatte sie frei und Karl ging

                                                                                              Nach Einsiedel um sie besuchen.

 

 

 

                                                                                                Hochzeitsfoto Karl und Frieda

 

 

 

 

 

 

 


Einträge im Familienstammbuch:

 

Karl Johann Pacher Tischlergehilfe

       I.Ehe

Religion römisch katholisch

geboren 25.Mai 1882 in

              Schirgiswalde in Sachsen

Eltern: Anton Pacher Werkführer

           und dessen Ehefrau Clara

           Jung beide wohnhaft in

           Schirgiswalde Sachsen

 

Selma Frieda Köhler Andreherin

        I.Ehe

Religion evangelisch lutherisch

geboren 4. Mai 1882 in Burkhards-

               Dorf in Sachsen

Eltern: Karl Heinrich Hermann Köhler

           Tischlermeister und dessen

           verstorbene Ehefrau

           ersterer wohnhaft in Harthau

           letztere zuletzt daselbst

 

 

-32-

 

Sie wohnten in Harthau Klaffenbacher Straße 36 (rotes A). Am Anfang bei seinen Schwiegereltern. Später hatten Sie eine eigene Wohnung in diesem Haus. Die Tischlerwerkstatt Köhler befand sich auch in diesem Komplex.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beim Mädchenname seiner

Mutter gibt es zwischen dem

Familienstammbuch und

Dem Militärpass Unterschiede. Im Familienstammbuch ist Jung

und im Militärpass ist

Tammer angegeben.

Seine Mutter hat einen Jung

geheiratet, sie hat aber zwei

uneheliche Kinder mit dem

Name Tammer in die Ehe

mitgebracht. Soweit ich

informiert haben die zwei Kinder auch

weiterhin den Namen Tammer getragen.

 

 

 

Personale des Buchinhabers.

1.    Vor- und Familienname: Karl Johann Pacher

Geboren am 25. Mai 1882 zu Schirgiswalde

Verwaltungsbezirk: Bautzen

Bundesstaat: Königreich Sachsen

2.    Stand oder Gewerbe: Tischler

3.    Religion: Römisch katholisch

4.    Ob verheiratet: Nein   Ja

            Kinder: keine 1 2

5.    Datum und Art des Dienstantritts:

          Am 12. Oktober 1904                                                           

   als  Ersatzrekrut

6.    Bei welchem Truppenteil (unter Angabe der Kompanie,                                  

           Eskadron, Batterie):

   7. Infanterie-Regiment „König Georg“ Nr. 106.  9.Kompanie

 

-33-

Die Militärzeit vom Karl Pacher:

 

1904 – 21.11.1906       Militärzeit beim 7. Infanterie-Regiment „König Georg“ Nr. 106.  9.Kompanie in Leipzig Connewitz

                                     Entlassen mit Militärfahrkarte und 50 Pfennig Marschgebürnissen

September 1906          Urlaub nach Harthau Klaffenbacher Straße 36 I bei Köhler

29.8.1908 – 25.9.1908 Zur Übung eingezogen – 15. Infanterie-Regiment No. 181, 10. Kompanie

16.6.1909 – 29.6.1909 Zur Übung eingezogen – 12. Infanterie-Regiment No. 177, 11. Kompanie

18.6.1914 – 1.7.1914   Zur Übung eingezogen – 1. Infanterie-Regiment d.R. (der Reserve), 8. Kompanie

5.8.1914                       Mobilmachung – eingezogen zum Ersatz Bataillon R.J.R. 104, 4. Kompanie

15.8.1914 – 3.2.1915   Zur Radfahrerabteilung 6 in Breslau versetzt

4.2.1915                       Zum Königlich Sächsischen Ersatz Bataillon 104, 4. Kompanie zurückversetzt

21.2.1915                     In das Feldlazarett Wongrowitz überwiesen. Er war krank und hatte keine Verletzung.

15.5.1915                      Zum 15. Infanterie-Regiment No. 181, 1 Ersatz Bataillon, 1. Kompanie versetzt

1.12.1916 – 20.2.1917 Bei dem Zum 15. Infanterie-Regiment No. 181, 1 Ersatz Bataillon, 5. Kompanie versetzt

21.2.1917  – 23.2.1917 Bei der LANDST.-ERS.-BATL. Leipzig XIX 6, 3. Kompanie

18.2.1917                     Zum Fußartillerie Regiment 12 versetzt

2.3.1917   – 3.9.1917   Zum Fußartillerie Bataillon 152, 3. Batterie versetzt

6.2.1918   – 14.6.1918 Zum Königlich Sächsischen Fußartillerie Regiment, Ersatz Bataillon, 7. Batterie versetzt

14.6.1918 – 31.3.1919 Sächsisches Feldartillerie Regiment 12, Bataillon II. Batterie Dresden / Königsbrück

31.3.1919                     Entlassen nach Harthau Klaffenbacher Straße 36

 

Seine Führung war zwischen „Gut“ und „Sehr Gut“. Er hatte keine Strafen und keine Auszeichnungen und keine Verwundungen.

Es ist erstaunlich, obwohl der 1. Weltkrieg am 11. November 1918 zu Ende war diente Karl noch bis 1919.

Karl wurde während des 1. Weltkrieges ständig versetzt. Ich vermute er hat sich ganz geschickt um Kampfhandlungen gedrückt.

 

Kaserne des 181. Infanterie Regiment in Chemnitz

 

 

 

 

 

 

 

 

Karl Pacher im Feldlazarett Wongrowitz. Karl ist der Soldat auf der rechten Seite mit Vollbart

Wongrowitz (Wongrowiec) liegt in Schlesien in der Provinz Posen (Poznan). Auf der Landkarte ist Wongrowitz etwas nördlich von Posen.. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

-34-

Karl schickte an seine Lieblingsschwester eine Karte aus dem Lazarett.

 

Feldpost

 

Fräulein Elisabeth Pacher

Rittergut

Kottmarsdorf

Bei Löbau (Sachsen)

 

Wongrowitz am 16.4.15

 

Liebe Schwester Ließbet;

Teile Dir mit, das ich Sonnabend

am 17. April aus dem Lazarett

entlassen werde, näheres teile ich

Dir später mit herzlichen Gruß

                 Dein Bruder Karl

 

                                                                                                             Abs. ???? Pacher Lazarett Wongrowitz ??????

 

Der Köhler Tischler verlegte seine Werkstatt von Harthau Klaffenbacher Straße 36 nach Chemnitz auf die Stollberger Straße. Seinen Schwiegersohn Karl nahm er nicht mit. Ich vermute er hat ihm das Fremdgehen nicht verziehen. In der Weltwirtschaftskriese ging die Tischlerei Pleite. Die Werkzeuge wurden auf dem Dachboden der Einsiedler Straße eingelagert.  Das Haus wurde zum Kriegsende zerstört. Und alle Werkzeuge verbrannten. Nur eine Hobelbank ist übriggeblieben. Diese wurde nach der Pleite einem anderen Tischler in Harthau geliehen. Nach dem Krieg hatte er keine Verwendung mehr gab sie meinem Vater zurück. Die Hobelbank ist heute im Besitz meines Bruders Wolfram.

 

Karl zog mit seiner Familie in Harthau auf die Einsiedler Straße 6 (heute Alte Harth) ( roter Punkt). Der Fußweg der Einsiedler Straße  wurde eines Tages mit Platten ausgelegt. Wenn Karl von Arbeit kam hat er immer eine Platte in seine Aktentasche gesteckt. Er wollte seinen Hof auslegen. Eines Tages stand die Polizei vor der Türe.

 

Der Verhältnis zu seinem Bruder war angespannt. Richard sagte immer, alle Kommunisten gehen fremd und klauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

    

1929 kaufte Karl sich ein Radiobastelbuch und legte sich

Einen Detektor (einfaches Radio mit Kopfhörer) zu. Moderne Halbleiterbauelemente gab es noch nicht. Um den Halbleitereffekt zu erreichen wurden Kristall-Detektoren Entwickelt (unten rechts ein Beispiel). Der Halbleitereffekt musste mit einer Kontaktfeder neu gefunden werden.  Wenn Karl sein Radio einstellte verlangte er von seiner Frau und Kindern absolute Ruhe. Sonst konnte er sehr laut werden. Das ist ein

 

 

Beispielgerät, wie Karl sein Radio wirklich aussah weiß keiner mehr.    

 

                              -35-                                                                 

Karl war Mitglied der KPD.

 

Aufmarsch des Rot Front Kämpferbundes (RFB) Harthau.

Karl läuft als Geldsammler rechts daneben.

   

Unten: Ein Wochenendlager der Roten Jungfront, Ortsgruppe Harthau im Herbst 1928 auf dem Sauberg in Ehrenfriedersdorf.     

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, wurden alle Kommunisten verhaftet und Interniert. Karl wurde in das KZ Sachsenburg überstellt.

Karl wurde nicht nach Buchenwald überstellt sondern entlassen und musste sich wöchentlich auf der Polizei melden.

 

In diesem Fabrikgelände wurde das KZ eingerichtet.

 

Das KZ wurde Anfang Mai 1933 unterhalb des Schlosses Sachsenburg errichtet. 50 bis 60 Häftlinge, meistens Arbeiterfunktionäre aus Chemnitz, gehörten zu jenen, die im Mai 1933 dieses Lager errichten mussten. Dazu kamen noch 40 Häftlinge aus dem KZ Plaue, die man am 2.Mai 1933 nach Sachsenburg deportiert hatte. Ihre Bewachung erfolgte durch 25 SA- und SS-Leute. Kommandant war SA-Standartenführer Max Hähnel.

Nachdem Hähnel infolge des Röhm-Putsches festgenommen wurde, wurde das KZ Sachsenburg ab dem 13. August 1934 durch das SS-Sonderkommando Sachsen übernommen. Von 1933 bis 1937 waren dort jeweils durchschnittlich zweitausend Regimegegner eingesperrt. Sie mussten unter unmenschlichen Bedingungen schwere, erniedrigende Arbeiten verrichten, so schwerste Arbeit im nahegelegenen Steinbruch und beim Bau von Uferbefestigungen. Insgesamt waren in Sachsenburg bis zu 1.400 Häftlinge untergebracht. Es bestand bis zum 9. Juli 1937. Die meisten Häftlinge wurden in das inzwischen errichtete Konzentrationslager Buchenwald verlegt.

Nach unvollständigen Unterlagen, die 1945 im Gemeindeamt Sachsenburg vorlagen, wurden 11 Häftlinge ermordet. Wie viele Menschen infolge der Misshandlungen starben, ist unbekannt.

Nach dem Krieg wurde eine Mahn- und Gedenkstätte für die 2000 Antifaschisten errichtet, die unter der nazistischen Terrorherrschaft dort gelitten haben, welche nach dem Ende der DDR 1993 geschleift wurde und von dem nur noch ein stark verwittertes Mahnmal erhalten ist. Heute ist die Existenz des KZ Sachsenburgs weitgehend unbekannt, kein Touristenführer oder Hinweisschild gibt Auskunft.

-36-

Wachablösung im KZ Sachsenburg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) gelang es nach der Wende (1989) das Mahnmal zu retten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der KZ Entlassung fand Karl keine Arbeit in Harthau. Eine Schwester seiner Frau, Klara Köhler, hat in die Ihle Verwandtschaft eingeheiratet. Die Familie Ihle betrieb in Burkhardtsdorf die Firma „Gebrüder Ihle Blechbearbeitung“. Die Firma lag am Ortsausgang nach Annaberg auf der Straße Winkel 1. Die Firma wurde in der DDR verstaatlicht und nannte sich VEB Blechverarbeitungswerk. Die Firma existiert immer noch und hat den Namen „Blechverarbeitung GmbH Burkhardtsdorf“. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

-37-

Karl besaß zwei Fahrräder. Ein gutes Rad, das stand in der Wohnstube. Beim dem Rad für den täglichen Gebrauch war der Rahmen gebrochen und mit Draht zusammengebunden. Mit diesem Rad ist täglich von Harthau über den Harthauer Berg nach Burkhardtsdorf gefahren. Das sind ca. 8 km.

Am 18. Dezember 1942 kam Karl mit dem Fahrrad von der Spätschicht. Das Licht am Fahrrad durfte wegen Fliegerangriffen nur ein schmaler Schlitz sein. Zwischen Harthau und Burkhardtsdorf kam es zum Unfall. Ob der mit Draht zusammengebundene Rahmen gebrochen ist, oder ob ihn ein Auto angefahren hat wurde nie geklärt. Ca. 2 Stunden nach dem Unfall fand ein Busfahren meinen Großvater im Straßengraben. Er nahm ihn mit und er wurde nach Chemnitz in das Krankenhaus auf der Zschopauer Straße gebracht. Dort verstarb er am 19.12.1942 um 0:10 Uhr.

 

Interessant ist der Eintrag „glaubenslos“. Auch im Familienstammbuch ist bei keinem Kind eine Taufe eingetragen.

   Das letzte Foto von Karl Pacher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frieda Pacher

Zum Zeitpunkt der Hochzeit, am 22.9.1907, arbeitete sie als Andreherin in einer Textilfabrik. Andrehen bedeutet das gerissene Fäden wieder zusammengedreht werden.

 

Harthau wurde am 14. Februar 1945 und am 2. März 1945 Bombardiert. Als am 2. März die Waffenfabrik „Deutsche Werft

Kiel“ bombardiert wurde traf eine Bombe die Einsiedler Straße 6.

Das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Es gab zum Glück keine Toten. Frieda und ihre Schwester Rosa fanden beim

Waldmeister, am Waldweg das sogenannte Alaskahäuschen,

Unterkunft.

Nach dem Wiederaufbau hatten  Anna und Rosa eine Wohnung

in diesem Haus.

 

 

 

 

 

                                        -38-

 

Nach der Zerstörung ihres Wohnhauses schicke Frieda an ihren Sohn Gerhard ein Telegramm. Damit wusste mein Vater das ihr gut geht.

1946 schickte mein Vater eine Karte, aus der Gefangenschaft, an seine Mutter. Interessant ist die Adresse. Die Adresse lautet Schulstraße 22 (roter Punkt). Nach der Eingemeindung von Harthau nach Chemnitz gab es zwei Schulstraßen. Deshalb wurde die Harthauer Straße in Stöcklstraße umbenannt. Nach 1989 wurde das Haus abgerissen.

 

 

 

 

 

Unsere Oma wohnte am Anfang in unserer Wohnung, Klaffenbacher 49 (Mädchenheim). Später zog sie zu ihrer Tochter Elly in das Harthauer Rathaus. Dort verstarb sie auch 1958.

                                         

Auf diesem Bild von Wolframs  Schulanfang ist in der Mitte rechts unsere Großmutter Frieda und links daneben ihre Schwestern Anna und Rosa zu sehen.

Auf dem städtischen Friedhof (Krematorium) Karl-Marx-Stadt fanden Karl und Frieda ihre letzte Ruhe.

(Bild von 1958)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Elly Thems

Die Elly ist die älteste der der Kinder vom Pacher Karl.

Links ist ihr Hochzeitsbild mit dem Jungkommunisten Arthur Thems, aus Harthau, zu sehen.

Beide hatten einen Garten in der Sparte „Lehngericht“ in Harthau. Sobald Arthur den Garten betreten hat, hisste er die rote Fahne.

Elly und Arthur waren Mitglied der KPD und später der SED.

 

 

 

Nach dem Krieg war ihre Wohnung im Harthauer Rathaus (Seite 27 - oben links).

Die Fläche neben dem Rathaus wurde als Garten genutzt.

 

Elly und Arthur hatten drei Kinder.

                                               Links- Gisela

                                               Mitte – Iris

                                               Rechts – Christine

                                  

Iris ist im Alter in das Pflegeheim in Harthau gezogen. Das Pflegeheim ist im

Mädchenheim, wo wir bis 1959 gewohnt haben.

                    

 

 

 

Herbert Pacher

Herbert ist der mittlere der drei Kinder vom Karl Pacher.

 

Links – Gerhard (mein Vater)

Mitte – Elly

Rechts – Herbert.

 

Herbert war Mitglied der KPD. 1933 konnte er sich einer Verhaftung, durch die Flucht nach Schirgiswalde, entziehen.

 

Am Anfang des Krieges war er wehrunwürdig, wurde aber später eingezogen. Weihnachten 1944 hatte er noch einmal Urlaub. Die letzte Meldung von seiner Einheit stammt vom 1.1.1945 aus dem Raum Wartenburg / Ostpreußen. Bis heute ist sein Schicksal ungeklärt.

Sein letzter Brief ist vom 19.2.1945 an Otto Jaenschen . Er berichtet, das eine Einheit bei Königsberg eingekesselt ist

 

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 1950 kam noch einmal eine Karte an Herbert. Der Absender wusste nicht, dass er tot ist.

 

1946 hat ein Otto Jaenchen an meinen Vater einen Brief geschrieben. Interessant sind die Informationen über die Zerstörung des Wohnhauses Einsiedler Straße 6.

Noch interessanter  sind seinen Zeilen über Herbert. Wenn man sich die Zeilen auf der Zunge zergehen lässt, kommt man zum Schluss, das Herbert schwul war und Otto Jaenchen sein Freund. Otto Jaenchen ist am 18.8.1958 im Alter von 56 Jahren gestorben. Er hinterließ eine Frau und eine Tochter (aus einem Nachruf der SED Stadtleitung Chemnitz). Ich glaube zur damaligen Zeit konnte sich auch ein Kommunist nicht als schwul outen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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