Breslau

 

Der deutsche und der polnische Name der Stadt leiten sich vermutlich vom Namen des böhmischen Herzogs Vratislav I. ab, der im frühen 10. Jahrhundert zeitweilig über die Stadt herrschte. Der deutsche Ortsname „Breslau“ ist aus dem Slawischen hervorgegangen. Der alte slawische Ort hieß polnisch „Wrocław“ (abgekürzt für Wrócisław).

Die Region Schlesien, in der Breslau liegt, fand erstmals bei Tacitus im Jahr 98 Erwähnung.

Im 4. und frühen 5. Jahrhundert siedelte in der Umgebung des späteren Breslau der Wandalenstamm der Silinger. Der slawische Stamm der Slezanen siedelte sich im 6. Jahrhundert an der Oder an und errichtete auf der Dominsel eine Burganlage, welche im frühen 10. Jahrhundert vom böhmischen Fürsten Vratislav I.  gesichert wurde. Ob sich der Name „Schlesien“ vom germanischen Stamm der Silinger oder vom slawischen Stamm der Slezanen ableitet, ist umstritten.

Der Name Wortizlawa oder auch Wratislawa wurde erstmals um 900 erwähnt und bezeichnete Wortizlawa als slawische Marktstadt. Diese befand sich auf einer Insel nahe den drei Nebenflüssen der Oder. 990 wurde Breslau und ganz Schlesien von dem polnischen Piasten-Herzog Mieszko  I. erobert. Im Jahre 1000 errichtete sein Sohn Bolesław der Tapfere das Bistum Breslau (Akt von Gnesen). Er ließ auch um das Jahr 1000 die erste herzogliche Burg auf der Dominsel errichten, etwa an der Stelle der heutigen Martinskirche. Kurz darauf wurde innerhalb der Burganlage mit dem Bau des Domes begonnen. Das befestigte Gebiet um die Burg war schon damals eine kleine Stadt, in der etwa 1000 Menschen wohnten.

1109 unterlag Kaiser Heinrich V. in der Schlacht gegen Bolesław III. Schiefmund, das Schlachtfeld wurde als Hundsfeld (ein Teil von Sacrau) bekannt. Nach Boleslaws Tod im Jahre 1138 wurde Breslau im Rahmen der Senioratsverfassung Hauptstadt des bis 1201 polnischen Teilfürstentums Schlesien. Wenig später siedelten die ersten deutschen Siedler am Südufer des Flusses, an der Stelle der heutigen Universitätsgebäude. Dort erbauten sie eine neue Stadt, die 1259 zur Hauptstadt des unabhängigen Herzogtums Schlesien aufstieg.

Während der Mongolenangriffe wurde Breslau 1241 zerstört. Das wiederhergestellte Breslau erhielt 1261 das Magdeburger Stadtrecht.

Nach dem Tod des letzten Piastenherzogs Heinrich VI. im Jahr 1335 ging das Herzogtum als erstes „Erbland“ in Schlesien in den Besitz der Wenzelskrone. Der König von Böhmen setzte einen Landeshauptmann ein, der mit der Verwaltung des Gebietes betraut wurde. In dieser Funktion agierte in den Jahren 1359 bis 1635 der Rat von Breslau. Daher hatte er einen Sitz und auch eine Stimme im schlesischen Fürstentag. Die Stadt wurde 1342 und 1344 durch zwei Großbrände zerstört und anschließend wieder aufgebaut. 4 Jahre nach dem zweiten Brand wurde der Vertrag von Namslau unterzeichnet. In ihm hielten Kasimir der Große, König von Polen, und Karl IV. als König von Böhmen die Bestärkung des 1335 geschlossenen Vertrages von Trentschin fest. Dieser besagte, dass Kasimir der Große auf Ewigkeit alle Ansprüche auf schlesisches Territorium niederlegte und im Gegenzug der böhmische König Johann von Luxemburg auf den Königstitel verzichtete.

Im Krieg gegen Böhmen schloss die Stadt 1466 ein Bündnis mit dem Herrscher des Königreichs Ungarn Matthias Corvinus, der nach acht Jahren Schlesien und damit auch Breslau der ungarischen Stephanskrone einverleibte. Nachdem Corvinius im Jahr 1490 gestorben war, wurde die Stadt noch im selben Jahr erneut Teil des Königsreichs Böhmen, das zu dieser Zeit von den aus Polen-Litauen stammenden Jagiellonen, Wladyslaw dem Polen und Ludwig II. von Böhmen und Ungarn regiert wurde

Im Jahr 1526 starb König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn in der Schlacht bei Mohács, woraufhin die Habsburger Breslau und andere Erblande in Schlesien übernahmen und bis 1741 behielten. Im Jahr 1632 wurden während des Dreißigjährigen Krieges Teile der Stadt von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt gehalten. Noch im selben Jahre äußerte die Stadt Breslau erfolglos den Wunsch, sich vom Habsburgerreich abzutrennen und als freie Reichsstadt anerkannt zu werden. Zur selben Zeit gab es eine Pestepidemie, bei der 18.000 von 40.000 Bürgern starben.

1740 belagerte Friedrich der Große im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges die Stadt ein Jahr lang, bis die Stadt am 10. August 1741 schließlich kapitulierte.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 übergab Erzherzogin Maria Theresia in ihrer Eigenschaft als Königin von Böhmen, den größten Teil des Herzogtum Schlesien an das Königreich Preußen, wobei ein kleiner Teil als Österreichisch-Schlesien Teil von Österreich bleibt.

Während des Siebenjährigen Krieges kam es am 22. November 1757 zur Schlacht von Breslau, in der Karl Alexander von Lothringen mit rund 80.000 Mann die 28.000 preußischen Truppen unter dem Kommando des Herzogs von Braunschweig-Bevern angriff. Aufgrund der starken Überlegenheit der habsburgischen Truppen zogen sich die Preußen über Breslau nach Glogau zurück. Nach dem Sieg belagerten österreichische Verbände die Stadt, bis der preußische General Johann Georg von Lestwitz in der Nacht zum 25. November die Stadt übergab. Noch im selben Jahr begann die preußische Armee unter Friedrich II. nach ihrem Sieg über die zahlenmäßig weit überlegenen Österreicher in der Schlacht von Leuthen mit der Belagerung der Stadt, die zur Übergabe durch den Stadtkommandanten von Bernegg am 21. Dezember 1757 führte.

1807 marschierten die Truppen des 1806 durch Napoleons I. gegründeten Rheinbunds in der Stadt ein und besetzen sie bis 1808. Durch die von Napoléon gegen das Vereinigte Königreich verhängte Kontinentalsperre erlahmte der Handel mit Leinwänden. Ab 1807 wurden die Befestigungen Breslaus binnen drei Jahren einer Schleifung unterzogen. Im Endjahr der Schleifung 1810 wurden nahezu alle Stifte und Klöster für weltliche Zwecke umgewidmet, beispielsweise wurde das Sandstift nach seiner Säkularisierung zur Universitätsbibliothek Breslau. Die Universität Viadrina aus Frankfurt an der Oder wurde ein Jahr später in die Stadt Breslau verlegt.

Ab 1849 begann die Gründung diverser Industriebetriebe in Breslau: Mühlen und Brauereien, Ölmühlen und Spritfabriken, chemische- und Metallindustrie  und auch Bekleidungs, Papier- und Möbelfabriken. Breslau erfuhr in den Jahren 1850–1890 ein großes Bevölkerungswachstum durch die Eingliederung von vielen Vororten, weshalb die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts nahezu 500.000 Einwohner hat. Dadurch erreichte Breslau zeitweise den Status der fünftgrößten Stadt des Deutschen Kaiserreiches.

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Im Jahr 1919 erfolgte im Zuge des Zerfalls des Deutschen Kaiserreiches die Gründung der Provinz Niederschlesien, deren Hauptstadt Breslau wurde.

Am 7. Oktober 1944 erfolgten die ersten Bombenangriffe der Alliierten. Die Stadt erfuhr jedoch keine mit anderen deutschen Städten vergleichbare Zerstörung. 1944 erklärte Adolf Hitler die Stadt Breslau zur Festung.

Am 20. Januar 1945, 8 Tage nach dem Durchbruch der Roten Armee an der Weichsel, wurde der Befehl  zur Evakuierung der Stadt erlassen.

Es war kalter, strenger Winter, und Breslau war voller Menschen, viele waren während der letzten Wochen aus den Dörfern und Städten rechts des Odertieflandes in Trecks hierhergekommen

Gauleiter Hanke ordnete daher den Fußmarsch von Frauen und Kindern nach dem südwestlich gelegenen Umland bei Kostenblut (Kostomloty) und Kanth an. Während der panischen Flucht bei Frost und Schnee kamen Tausende von Kindern und alten Leuten um. Aufgrund dieser Ereignisse weigerten sich nun viele Breslauer, die Stadt zu verlassen. Etwa 200.000 nicht kampftaugliche Männer, Frauen und Kinder  in der Stadt.

Im selben Monat stießen die Truppen der Roten Armee in Richtung Breslau vor. Im Zuge der folgenden Evakuierung aller Schulkinder, die hauptsächlich nach Böhmen transportiert wurden, flohen rund 75 % der Gesamtbevölkerung aus der Stadt. Auf ihrer Flucht starben tausende Menschen aufgrund des kalten Winters. Am 15. Februar wurde Breslau eingekesselt, wobei sich noch rund 40.000 Soldaten sowie 150.000 Zivilisten im Stadtgebiet aufhielten.

Bis zum Ende der Schlacht am 6. Mai ereigneten sich in Breslau schwere Häuserkämpfe, in denen etwa 20.000 Zivilisten, 6.000 deutsche und 7.000 sowjetische Soldaten ums Leben kamen.

Im Zuge der Gefechte wurden 65–80 % aller Gebäude, davon 400 bekannte Baudenkmäler, zerstört.

Breslau kapitulierte am 6. Mai 1945, vier Tage nachdem die letzten Verteidiger Berlins die Waffen niedergelegt hatten.

Am 9. Mai übergaben Militärbehörden der Roten Armee die Stadt verwaltungsrechtlich an Polen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptbahnhof

 

 

 

Puppentheater

 

 

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Ring Ostseite (Naschmarkseite)

Links 1890-1900    Rechts 2005

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rathaus 1900

Sacrau

 

14.2.1874 Bildung des Amtsbezirks Sacrau aus der Landgemeinde Sacrau und den Gutsbezirken      

Hundsfeld und Sacrau

1905 Umbenennung in Sakrau

1928 Eingemeindung nach Breslau

Heute gehört Sacrau zum Stadtteil Psie Pole.

Sacrau liegt auf der Karte oben rechts.

Die Schule in Sacrau.

 

 

 

 

 

 

 

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Stammbaum Greulich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Familie Greulich stammt aus Breslau. Meine Großmutter, Klara Pfeiffer, ist aus Sacrau. Von meinen Urgroßeltern ist nicht viel bekannt.

Ernst Greulich besaß einen Gemüseladen. Bevor mein Großvater, Alfred Greulich, in die Schule durfte, musste er frisches Gemüse vom Großmarkt holen. Mein Großvater sagte immer das er keine schöne Kindheit hatte.

Dadurch das  meine Großeltern 1945 Breslau verlassen mussten, sind kaum noch alte Unterlagen vorhanden.

Der Tod von Anna Pfeiffer 1904 kann nicht stimmen. Das nächste Bild ist mindestens 1920 aufgenommen. Und da ist Anna Pfeiffer noch zu sehen. Vielleicht heißt es 1940.

 

 

 

 

 

 

 

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Das einzige Foto mit beinen Urgroßeltern, das erhalten geblieben ist.

Auf der linken Seite Berta Greulich, gebn. Speer – rechts daneben Ernst Greulich.

Auf der rechten Seite Anna Pfeiffer – links daneben August Pfeiffer.

Der dritte Man von links ist mein Großvater, Alfred Greulich. Im Vordergrund mit dem Kind im Arm ist meine Großmutter Klara Pfeiffer.

 

Arthur Greulich

 

Arthur Greulich ist am 14. November 1929 in die USA ausgewandert. Er benutzte das Schiff „München“ und fuhr III Klasse. Der Abfahrtshafen war Bremen. Das Schiff legte in New York an. Arthur fuhr weiter nach Gloversville. Im Staate New York leben seine Nachkommen immer noch. Im August 1964 besuchte er seinen Bruder Alfred, mein Großvater, in Chemnitz Harthau. Seine Schwester Gretel Schubert, aus Leipzig, nahm er dann für ein halbes Jahr mit in die USA. Das war möglich weil meine Großtante Gretel schon Rentner war.

Das Schiff München.

 

Als Arthur in Karl-Marx-Stadt war brachte er eine Frau, Edna, und ein Kind, Bonny, mit. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass er immer noch mit der Rose Reider verheiratet war. Die Rose Reider soll eine ungarische Tänzerin gewesen sein.

Bonny hatte eine Plüsch Miki Maus, rechts auf dem Liegestuhl, mit. Wir machten uns über die Maus lustig. Bonny sagte etwas auf Englisch.  Arthur übersetzte es – Auch wenn die sich über meine Miki Maus lustig machen, wir bleiben sowieso nicht hier.

Arthur betrieb in den USA ein kleines Landwarenhaus.

 

 

 

 

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Hinten von links:

Edna Greulich - Edit Weichold - Alfred Greulich- Kurt Schubert – Arthur Greulich - ???

Vorn von links:

Klara Greulich – Gretel Schubert – Bonny Greulich (davor) – Angela Weichold - ??? - ???

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Landkarte mit den Orten Gloversville, Schenectady und Albany.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                     Gloversville (15 685 Einwohner)

Schenectady City Hall (66 135 Einwohner)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Albany (97 850 Einwohner)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gretel und Kurt Schubert

 

Gretel musste 1945 sofort verlassen. Kurt durfte nicht ausreißen. Kurt war Spezialist für Fahrstühle. Er musste in Polen an dem Wiederaufbau von Fahrstühlen mitarbeiten. Später lebten sie in Leipzig. Ihr Sohn Gerhard Schubert wohnte in Grünheinichen.

 

Max Pfeiffer

Max Pfeiffer ist ein Bruder meiner Großmutter.

Max war Mitglied der SS. Deshalb getraute er sich nie seine Schwester in der DDR zu besuchen.

Er war am „Unternehmen Eiche“, zur Befreiung Mussolini beteiligt. Die SS Einheit unter Skorzeny befreite im Hotel „Campo Imperator“ im Gebirgszug Gran Sasso den italenischen faschistenführer. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Martha Kotyk gebn. Greulich

Martha ist eine Schwester meines Großvaters. Bei ihrem Tod hat sie meine Schwester Veronika und meine Cousine Angela mit je 1000,-DM bedacht.

Das Geld wurde an meinen Onkel Manfred Greulich in Söllingen übergeben. Er schickte Wertsachen nach dem Wunsch meiner Schwester und Eltern nach Karl-Marx-Stadt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alfred Greulich

 

Alfred hatte nach eigenen Aussagen keine schöne Kindheit. Er musste bevor er in die Schule ging Gemüse aus dem Großmarkt holen. Auch nach der Schule musste er noch im Laden helfen.

Am 1. Weltkrieg nahm er als Soldat teil. Er musste aber eine Zeit in Festungshaft verbringen weil er einem Unteroffizier, der die Soldaten schikanierte, das Gewehr übergezogen hat.

Nach dem Krieg heiratete er meine Großmutter, Klara Pfeiffer. Alfred trat in die SPD und dem Reichsbanner ein. Als sich 1946 die KPD und die SPD vereinigten, trat er nicht in die SED ein. Er sagte immer, mit den Kommunisten geht er nicht zusammen.

In Breslau hatte die Familie Greulich einen kleinen Garten.

Im 2. Weltkrieg geriet er in jugoslawische  Gefangenschaft. Die Partisanen wollten ihn erschießen. Als sie merkten das er von Beruf Schmied ist, musste er für die Partisanen die Pferde beschlagen.

Nach dem Krieg verschlug es seine Frau Klara und die Tochter Edit nach Harthau bei Chemnitz.  Auf Grund eines steifen Beines konnte er nicht mehr als Schmied arbeiten. Er war bis zur Rente Pförtner im Spinnereimaschinenbau, Zweigwerk Großestraße, und in der Kammgarnspinnerei in Harthau.

Auch in Harthau bewirtschaftete er einen Garten. Er hatte einen „Grünen Daumen“ für die Pflanzen. Ich weiß noch, das er herrliche Himbeeren im Garten hatte. Auch ein sehr guter Süßkirchenbaum stand im Garten. Zur Erntezeit durfte ich den Garten nicht besuchen. Mein Opa sagte ich esse zu viel. Ich habe ihn aber auch manchmal provoziert, indem ich ihm die Kirchkerne vom Baum vor die Füße spukte. Im Garten gab es kein Wasser und keinen Strom. Das Wasser musste von einer Pumpe geholt werden. Waren wir im Garten, übernahmen wir natürlich diese Aufgabe.   

Zum Fahrrad fahren hat er sich eine Invalidenkurbel angebaut. Die Pedale blieb immer unten. Dadurch konnte er mit dem Steifen Bein Fahrrad fahren.

 

 

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Reichsbanner

Am 22. Februar 1924 wird von Mitgliedern der SPD, der Deutschen Zentrumspartei, der Deutschen Demokratischen Partei sowie Gewerkschaftern in Magdeburg das Reichsbanner gegründet.

Das Reichsbanner war ein Veteranenverband, in dem Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges ihre Kriegserfahrungen mit ihrem Eintreten für die Republik verbanden. Seine Hauptaufgabe sah das Reichsbanner somit in der Verteidigung der Weimarer Republik gegen Feinde aus den nationalsozialistischen, monarchistischen und kommunistischen Lagern. Otto Hörsing bezeichnete den Reichsbanner 1931 als „überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern“. Im März 1933 wurde der Reichsbanner verboten. Einige Formationen lösten sich vorher schon freiwillig auf.

 

Am 6. August 1969 holte er früh seine Rente. In der Nacht hatte er beim schnarchen  Atemaussetzer und erstickte. Die Großmutter sagte, dass sie in der Nacht ein Geräusch gehört hat. Da das aber öfter vorkam hat sie sich keine Gedanken gemacht.

Er starb wenige Wochen vor der goldenen Hochzeit.

           

                                                                                      In diesem Grab auf dem                    

                                                                                    städtischen Friedhof (Krematorium)  

                                                                                    Karl-Marx-Stadt fand er seine letzte

                                                                                    Ruhe. Seine Frau Klara und

                                                                                    meinen Mutter Ruth Pacher wurden

                                                                                    hier beigesetzt. Links neben dem

                                                                                    Grab war früher das Grab von Karl

                                                                                    und Frieda Pacher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beerdigungskosten

 

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Klara Greulich

 

Klara wurde in Sacrau geboren. Der Ort ist seit 1928 ein Stadtteil von Breslau. Nach der Schule ging sie in Stellung. In Stellung gehen bedeutete als Dienstmädchen zu arbeiten. Ihre schönste Zeit war als sei bei einem Juden in Stellung war. Ein fescher Unteroffizier, Alfred, machte ihr den Hof. 1919 haben sie geheiratet. Jetzt wurde Klara Hausfrau. Sie hatten vier Kinder. Klara war katholisch und Alfred evangelisch. Um zu Heiraten musste Klara zum evangelischen Glaube übertreten. Diesen Schritt hat sie zeitlebens bereut. Viel kann ich nicht über das Leben in Breslau berichten. Es gibt aber ein paar Episoden.

Klara hatte die Wäschemangel bestellt. Dann kam ein Bombenangriff, aber bestellt ist bestellt. Meine Großmutter und ihre Tochter Edit gingen trotzdem mangeln. Als sie fertig waren stellten sie die gemangelte Wäsche in die Wohnung. Das Haus wurde von einer Bombe getroffen und die Wäsche verbrannte.

Der deutsche Befehl zur Evakuierung wurde nicht befolgt. Nach der Eroberung Breslaus durch die Rote Armee mussten Sie ihre Wohnung verlassen. Sie zog mit ihrer Tochter Edit in den Garten. Nach der Übergabe an die polnische Verwaltung mussten Sie die Stadt verlassen. Ihr Weg führte nach Harthau bei Chemnitz. Sie wohnten in der Klaffenbacher Straße 35. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern. Es hatte keine Küche und keinen Flur. Zum Keller musste man das Haus verlassen und über den Hof gehen. Das Wasser war eine Treppe Höher. Als Toilette stande ein Plumpsklo

Zur Verfügung. Das Klo war eine Treppe tiefer und hatte kein Licht. Mein Großvater hat es mit einem Klingeltrafo und einer 6 Volt Birne beleuchtet. Das Klo musste noch mit dem Nachbarn geteilt werden. In den achtziger Jahren

wurde das Haus wegen Baufälligkeit abgerissen. Das Haus stand dort wo der rote Punkt ist.

Klara war eine etwas naive Frau. Vom Leben verstand sie nicht viel. Ihr Mann war zu dominant. Meine Großeltern kauften sich schon vor uns einen Fernseher. Es wurde gleich ausgemacht, wer ihn einschaltet und er geht kaputt bezahlt die Rechnung. Einmal verwechselte meine Oma den Knopf für Laut und Leise mit dem Kontrast. Damit waren das Bild und der Ton weg (das war damals so). Alfred wetterte sofort los, dass sie die Rechnung vom Sterbegeld bezahlen muss.  Meine Großmutter sparte zu Lebzeiten auf einen Grabstein. Wenn wir unsere Großeltern besuchten mussten wir mit der Hand den Kaffee mahlen. Deshalb schenkten meine Eltern ihnen eine elektrische Kaffeemühle. Nur der Großvater hat sie benutzt. Nach seinem Tod hat sie wieder den Kaffee mit der Hand gemahlen. Da die Maschine beim Einschalten etwas ruckte bezeichnete sie die Mühle als Teufelswerk. Meine Großeltern besaßen einen Volksempfänder als Radio. Das war ein Rückkopplungaudion  Empfänger mit Röhren.  Mein Großvater ist früh aufgestanden, schaltete das Gerät ein und ging aus Klo. Inzwischen erwärmten sich die Röhren und das Gerät fing an zu Pfeifen. Meine Großmutter hatte solche Angst vor dem Gerät, das sie es Pfeifen lies bis ihr Mann vom Klo zurückkam. Nach dem Tod ihres Mannes schaltete sie das Radio nicht mehr ein.

Da meine Großmutter nie im Leben gearbeitet hat bekam sie keine Rente. Nach dem Tod ihres Mannes erhielt sie die Mindestrente.

Während sich der Großvater um den Garten kümmerte sammelte meine Großmutter Federn. Dazu ging sie zu den Bauern in Harthau. Hatte sie genug Federn zusammen, musste ihr Mann in den Garten gehen. Sie dichtete die Fenster und Türen ab und begann die Federn zu schleißen. Beim Schleißen wird der weiche Teil der Feder vom Kiel abgerissen. War irgendwann der Sack voll wurden die Federn zur Reinigung gebracht. Ihre Federbetten waren sehr dick.

Sie verdiente sich etwas Geld durch das Flicken von Kleidung dazu. Weiterhin wurden alle Flaschen und Gläser zum Altstoffhandel gebracht. Als es Mode wurde gehäkelte Basttaschen zu besitzen fing sie an diese zu häkeln und zu verkaufen. Dieses Geld wurde für den Grabstein zurückgelegt. Der „Gewinn“ aus dem Garten wurde für Weihnachtsgeschenke benutzt.

Die Ehe muss nicht allzu glücklich gewesen sein. Zur Beerdigung ihres Mannes sagte sie, endlich ist das Scheusal tot. Als der Redner von Liebe erzählte, rief sie dazwischen, das haben wir schon 15 Jahre nicht mehr gemacht.

Im Alter bekam sie Darmkrebs. Der Arbeitsweg der Tochter Edit ging an ihrem Haus vorbei. Mittags brachte sie ihr das Essen. Am 14. März

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1972 sagte sie zur Edit, das sie mittags nicht kommen braucht weil sie noch Essen hat. Sie wusch sich und zog neue Kleidung an. Alle Wertsachen und Dokumente wurden auf den Tisch gelegt. Sie schrieb noch einen Abschiedsbrief und legte fest wer was bekommt. Wir Enkel wurden mit 100 Mark bedacht. Anschließend hängte sie sich am oberen Scharnier der Schlafstubentüre auf. Als Edit nach der Arbeit vorbeikam lag sie tot in der Schlafstubentüre, das Seil war gerissen. Bei Selbstmord musste die Polizei geholt werden. Den Abschiedsbrief nahm die Polizei mit (mit Genehmigung unserer Eltern). Deshalb wissen wir nicht was in dem Brief steht. Ihre letzte Ruhe fand sie im Grab neben ihren Mann. 

Meine Großmutter schrieb weder mit Kugelschreiber noch mit Füllfederhalter. Sie benutzte  wie sie es in der Schule gelernt hat eine Feder und ein Tintenfass. Ihre Schrift war akkurat.  Nach  oben dicke und nach unten dünne Striche. Dabei musste die Feder beim Sachreiben gedreht werden. Auch ihre Rechtschreibung war exakt, aber so wie sie es in der Schule gelernt hat.

 

 

 

Familienfoto aus Breslau

von links nach rechts:

Ruth – Edit – Alfred – Klara – Heinz (Heiner) – Manfred (Fredy)

Alfred, Klara mit Manfred und Ruth

 

Alfred Greulich am 13.9.1942 in Görlitz

 

 

          Meine Großeltern 1949.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Meine Großmutter

                                                                                                                                             Im Breslauer Garten

 

 

 

 

 

 

 

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1966 Grenzgraben 14

 

1964

Fredy – Brigitte – Wolfgang Zilly – Angela – Heiner

 

 

 

 

 

 

 

1969 in der Wohnung Klaffenbacher Straße 35

Weichold Heinz beim Kaffeemahlen

 

 

Heinz Greulich

 

Heinz wurde von allen nur Heiner gerufen.

16.10.1948 Hochzeit von Heinz Greulich.

Erste Reihe zweite und dritte von Links Klara und Alfred Greulich.

Zweite Reihe zweiter und dritter von rechts meine Eltern.

 

 

 

 

 

 

 

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Heinz war das schwarze Schaf in der Familie. Er verbrachte einige Zeit im Kinderheim. Seine Eltern waren froh als er eine Lehre als Schäfer in der Lüneburger Heide anfing. Im Krieg war Heinz bei der Marine. Nach der Gefangenschaft kam Heinz nach Harthau. Er versuchte eine Arbeit als Schäfer zu finden. Als das nicht möglich war kehrte er zu seinen Meister der Ehlbeck Kreis Lüneburg zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

               

           1967 Heinz als Schäfer

 

 

 

 

        

29.6.1924 Heinz sein 1. Geburtstag

 

 

 

 

 

Als sein Chef die Schafe abschaffte siedelten Heinz und Martha nach Sickenhofen (Babenhausen) über. Heinz arbeitete als Lackierer. Später verfiel er dem Alkohol. Sie hatten ein Kind, Edeltraut.

Hochzeitsfoto

Von Edeltraut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                      1991 Sickenhofen, im Garten vom Heinz

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Manfred Greulich

 

Manfred wurde von allen nur Fredy gerufen. Manfred Greulich und Gretel Reple heirateten 1943 in Söllingen. Er kehrte nicht nach Breslau zurück. Er erlernte den Beruf eines Bäckers. Auf Grund einer Mehlstauballergie konnte er den Beruf nicht mehr ausüben. Deshalb arbeitete er als Lagerarbeiter beim Nähmaschinenhersteller Pfaff. Manfred starb an Leberkrebs. Ende der sechziger Jahre fahr sein Schwager und Schwiegervater mit dem Auto nach Italien. Dort wurden sie von einem per Anhalter Mitfahrer erschossen. Der Täter wurde freigesprochen weil er behauptete er wurde angegriffene.

 

Auf dem rechten Bild ist meine Mutter mit Gretel zu sehen. Fredy und Gretel hatten ein Kind, die Brigitte, Das untere Bild zeigt Brigitte bei der Kommunion.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brigittes spätere Ehemann, Wolfgang Zilly.

Später ließen sie sich wieder Scheiden.

 

 

Das letzte Foto aller vier Geschwister

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Edith  Weichold

 

Edit ist das jüngste Kind. Sie blieb währen des Krieges bei ihrer Mutter in Breslau. Auch die Umsiedlung nach Harthau machten sie gemeinsam.

Edit arbeitete in der Kammgarnspinnerei an einer Spinnmaschine. Beim Putzen der Maschine, bei vollem Betrieb, wurde ihr ein Finger abgerissen. Sie wechselte in die Buchhaltung. Dort blieb sie bis zur Rente.

 

In Harthau lernte sie ihren späteren Mann, Heinz Weichold kennen. Heinz und mein Vater kannten sich aus ihrer Kindheit. Sie waren in der Schule der gleiche Jahrgang. Allerdings hatten sie große Diskrepanzen. Heinz war der Sohn des SA Führers und mein Vater der Sohn eines Kommunisten.

Im Vordergrund auf dem Bild sind die Eltern vom Hein zu sehen. Heinz erlernte bei seinem Vater den Beruf eines Bäckers. Nach einem Unfall, er fiel vom Leiterwagen, mussten ihm zwei Rippen entfernt werden. Dadurch konnte er den Beruf eines Bäckers nicht mehr ausüben. Er lernte um zum Uhrmacher. Nach dem er Invalidenrente bekam arbeitete er schwarz für einen Uhrmacher in Burkhardtsdorf.

 

Durch seinen Unfall war er wehruntauglich. Kurz vor Kriegsende mussten sich diese Leute in der Gaststätte Lehngericht einfinden. Dort wurden sie zum Werwolf ausgebildet. Keiner der Ausgebildeten kam zum Einsatz. Der Familie Weichold wurden die Bäckerei und das Haus weggenommen. Sein Vater arbeitete in dieser Backerei, als Geselle, bis zur Rente. Nach der Wende wurde das Haus an die Erben zurückgegeben.

 

 

Unsere zwei Familien feierten Geburtstage uns Sylvester gemeinsam. Auch im Urlaub unternahmen wir gemeinsame Ausflüge. Edit und Heinz haben eine Tochter, Angela. Hochzeitsfoto von Angela und Ulli am 5.8.1972. Angela heiratete den Sohn des damaligen VPKA (Volkspolizei Kreisamt) Chefs Karl Toussaint.

Als Kind verbrachte ich einige Februarferien bei den Großeltern in Harthau. Mit Angela, die mit mir gleichaltrig ist, habe ich dort viel mit meinen Indianern gespielt. Wir gingen gemeinsam Rodeln und zum Fasching auch betteln. Der Angela haben meine Indianer so gut gefallen, das sie  sich auch welche wünschte, aber nicht bekam. Angela und ich waren damals ungefähr gleich groß. Wenn meine Mutter etwas für Angela nähte und sie war nicht zum Anprobieren da, musste ich es anziehen.

Das rechte Bild ist 1960 im Garten vom Greulich Opa entstanden.

Von links nach rechts:

Veronika – Wolfram – Angela – Manfred –Henry

 

1972 verstarb Heinz an Nierenversagen. Er war aber bis zum Schluss optimistisch. Im Krankenhaus zeigte er uns stolz Schläuche die er den Schwestern abgeschwatzt hatte. Heinz konnte alles gebrauchen. Er war auch ein aktiver Schuttgänger.

Nach dem Tod zog Edit in das Fritz Heckert  Gebiet. Als Angela und Ulli ein Haus bauten bezog sie dort die oberste Etage. 

 

 

 

 

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